Zwei Geschenke, sogar mit Schleife dran: Die Profis von Borussia Dortmund haben auch im zweiten Gruppenspiel der Klub-WM gegen Mamelodi Sundowns über weite Strecken einen Eindruck hinterlassen, als würden sie in der Saisonvorbereitung nach zwei harten Konditionseinheiten gegen einen Amateurklub spielen: müde, schwerfällig, langsam, zweikampfschwach. Doch die Abwehr der Südafrikaner verteilte – bei eigener Führung – zwei erstaunliche Präsente. Erst spielte Torhüter Ronwen Williams den Ball ohne Not aus wenigen Metern in die Füße von Felix Nmecha, der einfach nur ins leere Tor schieben musste (16. Minute). In der 34. Minute ging Teboho Mokoena im Zentrum in Unterzahl ins Dribbling, der Ball ging verloren und Serhou Guirassy köpfte nach Brandt-Flanke ein.
Das Ergebnis: Der BVB gewinnt gegen die Mamelodi Sundowns 4:3 (3:1) und steht nun in der Gruppe F auf Platz zwei. Das Achtelfinale rückt damit näher, doch allzu weit dürfte es bei der WM nach der zweiten schwachen Leistung für die Dortmunder nicht gehen.
»Innerlich gesträubt«: BVB-Trainer Niko Kovač stellte seine Mannschaft auf drei Positionen um. Zugang Jobe Bellingham war einer der Neuen in der Startelf. Vor dem Spiel erzählte Bellingham in einem Interview mit DAZN von seinen Zweifeln vor dem Wechsel. »Ich habe mich lange innerlich gegen Dortmund gesträubt«, sagte er. »Aus Angst, nicht mein eigener Herr zu sein.« Sein Bruder Jude hatte von 2020 bis 2023 auch beim BVB gespielt, gegen Vergleiche wird er sich kaum wehren können. Doch Jobe entschied sich für Dortmund, weil er »den richtigen Weg und nicht zwanghaft einen anderen gehen« wolle. Und gegen die Sundowns erzielte er sogleich den ersten Treffer im BVB-Trikot.
Weiße Trikots, neuer Sponsor: In der Mittagshitze von Cincinnati mussten die BVB-Fans zunächst genau hinschauen. Weil Mamelodi als offizielles Gastgeberteam in ihren gelben Heimtrikots antraten, wichen die Dortmunder auf die neuen weißen Ausweichtrikots aus. Ganz in Weiß, mit dem neuen Sponsor Vodafone auf der Brust. Auch das dürfte kein Verkaufsschlager werden, wie die als »Frikadellentrikots« verunglimpften Jerseys aus dem Spiel gegen Fluminense im ersten Gruppenspiel.
Schläfrige Anfangsphase: Bis zum Blackout von Torhüter Williams, der die aktuelle Nummer eins in Südafrikas Nationalmannschaft ist, knüpften die Dortmunder an die dürftige Leistung aus dem Spiel gegen Fluminense an. Sinnbildlich stand für den schläfrigen Auftritt das Defensivverhalten beim 0:1 durch Lucas Ribeiro. Der Brasilianer ließ den unnötig früh rausgerückten Waldemar Anton mit einer Körpertäuschung stehen, Ramy Bensebaini grätschte an Ribeiro und dem Ball vorbei. Und so konnte der südafrikanische Torschützenkönig unbehelligt auf Gregor Kobel zulaufen und problemlos einschieben (11.).
Dortmunder Effizienz: Der Ausgleichstreffer von Nmecha war gleichbedeutend mit dem ersten Torschuss der Borussia. Wenig später folgte der zweite, doch Guirassy scheiterte aus kurzer Distanz an Williams (19.). Der dritte Torschuss war wieder drin, wie auch der vierte: Williams klärte eine Flanke von Brandt zu kurz, Bellingham nahm den Ball mit der Brust herunter und schoss von der Strafraumkante überlegt ein (45.). Am Ende schoss der BVB insgesamt achtmal auf das Tor, eine gute Bilanz bei vier Treffern, vor allem wenn man bedenkt, dass die Sundowns auf 16 Torschüsse kamen.
»Wie in der Sauna«: »Wir haben heute sicherlich nicht das beste Spiel gemacht, aber das war auch nicht möglich«, sagte Kovač bei DAZN mit Blick auf die schwierigen Bedingungen – bei über 30 Grad taten sich seiner Spieler schwer: »Ich habe nichts gemacht, ich stand nur an der Außenlinie und schwitze, als ob ich aus der Sauna komme.« Es sei nicht alles rund gelaufen, sagte Kovač weiter, »aber das ist mir dann auch egal – wir haben gewonnen«.
Den kennen nur absolute BVB-Insider: Die Mamelodi Sundowns haben sich in den vergangenen Jahren zum FC Bayern Südafrikas entwickelt. Die Premier Soccer League wurde 1996 gegründet, seitdem hat das Team aus Pretoria die Liga 15-mal gewonnen. Das Team ist gespickt mit Nationalspielern – und einem ehemaligen Dortmunder. Tashreeq Matthews war 2018 in die Jugend des BVB gewechselt. Er absolvierte zwei Spiele in der Youth League, konnte sich aber nicht mal in der U19 richtig durchsetzen und wechselte nach zwei Leihtransfers nach Schweden.
Die Schläfrigkeit kehrt zurück: Als die Dortmunder durch ein Eigentor von Khuliso Mudau – der Rechtsverteidiger lenkte eine Flanke von Daniel Svensson ins eigene Tor (60.) – auf 4:1 erhöhten, schien das Spiel entschieden. Doch einerseits gab sich der Außenseiter nicht auf und kam durch Tore von Iqraam Rayners (62.) und Lebo Mothiba (90.) noch auf ein Tor heran und der BVB verfiel mit der klaren Führung im Rücken in den Modus der Anfangsphase: müde, schwerfällig, langsam, zweikampfschwach. Beide Treffer hätten mit konzentrierter Abwehrarbeit verhindert werden können.
So geht es weiter: Die Entscheidung über das Weiterkommen in der Gruppe F wird am letzten Spieltag fallen. Am kommenden Mittwoch spielen die Dortmunder gegen Ulsan (21 Uhr; TV: DAZN und Sat.1), gleichzeitig treffen Mamelodi und Fluminense aufeinander.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version haben wir Dortmunds Gegner Mamelodi Sundowns falsch geschrieben. Wir haben den Fehler korrigiert.
Weißes Trikot, ausgestreckte Arme: Jobe Bellingham jubelt
Foto:Federico Parra / AFP
Tashreeq Matthews
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