Das französische Verteidigungsministerium hat Renault kontaktiert, um das Unternehmen in die Herstellung von Kampfdrohnen einzubinden, wie der Automobilhersteller am Sonntag mitteilte. Das Ministerium hatte in der vergangenen Woche bereits die Idee ins Spiel gebracht, französische Industriekonzerne könnten die Waffenproduktion für die Verteidigung der Ukraine gegen den Angriff Russlands unterstützen.
»Wir wurden vom Verteidigungsministerium bezüglich der Möglichkeit der Produktion von Drohnen kontaktiert. Es haben Gespräche stattgefunden, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist noch keine Entscheidung gefallen, da wir weitere Details zu diesem Projekt vom Ministerium abwarten«, erklärte Renault in einer Stellungnahme gegenüber Reuters.
Bereits am Sonntag hatte die französische Nachrichtenwebsite Franceinfo berichtet, dass der französische Automobilhersteller voraussichtlich Drohnen in der Ukraine produzieren werde. Auf Anfrage zu diesem Bericht erklärte das Ministerium gegenüber Reuters, es sei Sache des Automobilherstellers – ohne ihn namentlich zu nennen –, zu entscheiden, ob er sich daran beteiligen werde. Der französische Staat ist mit rund 15 Prozent der Anteile einer der größten Aktionäre von Renault.
Auch in Deutschland denkbar
Auch Verteidigungsminister Sébastien Lecornu äußerte sich am Freitag gegenüber dem französischen Nachrichtensender LCI, wiederum ohne Firmen zu nennen. Er kündigte an, dass Frankreich eine Partnerschaft zwischen einem großen französischen Automobilhersteller und einem kleinen Rüstungsunternehmen eingehen werde, um Produktionslinien in der Ukraine für den Bau von Drohnen auszustatten.
Lecornu betonte, dass die Produktion auf ukrainischer Seite erfolgen und von lokalen Fachkräften getragen werden solle. Die gewonnenen Erfahrungen und Technologien sollen auch der französischen Armee zugutekommen.
Während in Frankreich die Zusammenarbeit zwischen Automobilindustrie und Verteidigungssektor konkreter wird, ist ein ähnlicher Trend auch in Deutschland vorstellbar. Autohersteller wie Volkswagen haben Überkapazitäten für den Bau von Autos, die sie in Zeiten schwacher Nachfrage teuer zu stehen kommen. Die Werke in Dresden, Zwickau und Osnabrück gelten als die Sorgenkinder der Wolfsburger.
Gleichzeitig suchen Rüstungskonzerne wie Rheinmetall oder KNDS händeringend nach passenden Standorten, um die seit dem Ukrainekrieg rasant steigende Nachfrage nach militärischem Gerät bedienen zu können.
VW-Chef Oliver Blume hatte auf der Jahrespressekonferenz des Autokonzerns am 11. März betont, dass sein Unternehmen grundsätzlich offen für Kooperationen beim Bau von Militärfahrzeugen sei. »Wir haben da eine automobile Kompetenz und stehen auch beratend zur Verfügung«, erklärte Blume damals. Der Volkswagen-Chef betonte jedoch, dass die Initiative eher von der Rüstungsindustrie ausgehen müsse.
Osnabrücker VW-Werk »gut geeignet«
Diese kam zwei Tage später von Rheinmetall-Chef Armin Papperger. Der bezeichnete das VW-Werk in Osnabrück auf seiner eigenen Bilanz-Pressekonferenz am 13. März als für die Produktion von Rüstungsgütern »gut geeignet« und äußerte sich offen über eine mögliche Übernahme und Umnutzung des Werks. Papperger betonte aber, dass eine solche Investition nur mit gesicherten Aufträgen durch den Bund sinnvoll sei. Ende März besichtigten Rheinmetall-Vertreter das Werk in Osnabrück.
Die VW-Fabrik, die derzeit noch Cabrios der Marken VW und Porsche produziert, galt schon im Tarifkonflikt zwischen VW-Management und Betriebsrat im vergangenen Jahr als akut schließungsgefährdet. Zwar wurde das Ende des Osnabrücker Werks im Kompromiss zwischen Management und IG Metall im Dezember abgewendet, allerdings steht die Fabrik nach Sommer 2027 ohne ein neues Modell da.
Rheinmetall und Volkswagen arbeiten bereits im Bereich militärischer Nutzfahrzeuge zusammen, etwa über das Gemeinschaftsunternehmen MAN Military Vehicles.