Die Einnahmen der US-Regierung durch Zölle sind im zweiten Quartal deutlich gewachsen. Das berichtet die »Financial Times« (»FT«) unter Berufung auf Zahlen des US-Finanzministeriums vom Freitag. Diesen zufolge summierten sich die Zolleinnahmen in den Monaten April bis Juni auf rund 64 Milliarden Dollar, etwa 47 Milliarden mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Schon Mitte Juni war bekannt geworden, dass das US-Finanzministerium nach eigenen Angaben rund 600 Millionen Dollar pro Tag durch Zölle einnimmt.
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April hohe Zölle für viele Länder weltweit angekündigt. Seitdem laufen Verhandlungen mit zahlreichen Regierungen sowie Gerichtsprozesse in den USA, ob die Art, wie die Zölle eingeführt wurden, überhaupt legal war. Zumindest ein Teil der erwarteten Einnahmen aus den Zöllen aber fließt seitdem in die USA.
Gegenmaßnahmen anderer Länder gibt es laut »FT« bislang kaum. Lediglich China und Kanada hätten ihrerseits mit begrenzten Strafzöllen reagiert. Die EU-Kommission indes hat solche Maßnahmen bisher nur angedroht und setzt zumindest bis Anfang August noch auf die laufenden Verhandlungen mit der US-Regierung. Die Stimmung hatte sich jüngst verschlechtert, weil Trump 30 Prozent Zölle auf alle EU-Produkte angekündigt hatte. Noch aber laufen die Verhandlungen.
Die »FT« zitiert mehrere Ökonomen, die die bisher zurückhaltenden Reaktionen der anderen Staaten als eher positiv bewerten. Es sei dadurch zumindest bislang eine globale volkswirtschaftliche Abwärtsspirale verhindert worden. Eine Modellrechnung der Beratungsfirma Capital Economics habe ergeben, dass ein stark eskalierender Handelskrieg mit einem durchschnittlichen gegenseitigen Zollsatz von 24 Prozent innerhalb von zwei Jahren zu einem Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent führen dürfte. Allerdings sei unklar, ob das der Hauptgrund für die bisher zurückhaltenden Reaktionen sei.
Die EU, Kanada und viele andere Regierungen sorgten sich auch um die globalen Lieferketten und eine steigende Inflation, sagte Alexander Klein, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Sussex, gegenüber der Zeitung. »Trump interessiert das wenig, also nutzt er die Situation aus.«