US-Konzern Lyten will Northvolt übernehmen

Für den insolventen Batteriehersteller Northvolt gibt es ein Übernahmeangebot. Das US-Unternehmen Lyten will alle verbliebenen Standorte übernehmen, teilte der schwedische Konzern mit. Angaben zum Kaufpreis machte Northvolt nicht.

Unter den Standorten ist demnach auch die im Bau befindliche Batteriefabrik bei Heide in Schleswig-Holstein. Lyten teilte dazu mit, man arbeite mit Northvolt und der Bundesregierung daran, an dem geplanten Programm festzuhalten: dem Bau einer Batterieproduktionsanlage mit einer Anfangskapazität von 15 Gigawattstunden. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach in Bezug auf den Vorvertrag von einer erfreulichen Nachricht.

Bereits Teile von Northvolt übernommen

»Lyten ist der richtige Käufer für die Northvolt-Vermögenswerte«, wurde der Insolvenzverwalter von Northvolt zitiert. Das US-Unternehmen, das ebenfalls Batterien herstellt und auf Lithium-Schwefel-Technologie spezialisiert ist, habe ein überzeugendes Angebot vorgelegt. Lyten hatte sich bereits im November 2024 ein großes Northvolt-Werk in Kalifornien gesichert, das Werk im polnischen Danzig sollte folgen.

Übernommen werden sollen neben der Fabrik in Schleswig-Holstein auch die Northvolt-Stammfabrik samt Expansionswerk im schwedischen Skellefteå, das Entwicklungszentrum Northvolt Labs in Västerås sowie sämtliches geistiges Eigentum. Lyten zufolge wurden diese Vermögenswerte zuvor auf insgesamt fünf Milliarden Dollar (4,3 Milliarden Euro) geschätzt. Der US-Konzern rechnet damit, die Übernahmen im vierten Quartal dieses Jahres abzuschließen.

Hoffnung für E-Mobilität

Northvolt galt als Hersteller von Batterien für E-Autos lange Zeit als große Hoffnung der europäischen Automobilbranche. Das Unternehmen expandierte, musste aber immer wieder neue Rückschläge und wachsende Schulden verkraften.

Vor knapp einem Jahr entließ Northvolt 1600 Beschäftigte in Schweden und legte diverse Expansionspläne auf Eis. Mitte März stellte der Konzern dort schließlich einen Insolvenzantrag. Unklar blieb bis zuletzt, wie es mit der geplanten Fabrik bei Heide weitergehen sollte. Das deutsche Tochterunternehmen Northvolt Germany ist zwar eine eigenständige Gesellschaft, als Teil des insolventen Mutterkonzerns aber indirekt von dem Verfahren betroffen.

Drohende Verluste in Millionenhöhe

Northvolt hatte von der staatlichen Förderbank KfW für den geplanten Fabrikbau über eine Wandelanleihe rund 600 Millionen Euro erhalten. Bund und Land bürgten dabei jeweils zur Hälfte. Hinzu kamen 20 Millionen Euro für Zinsen und Verfahrenskosten. Durch die Insolvenz droht nun ein massiver Verlust für den Steuerzahler: Wie der SPIEGEL berichtete , dürften Politiker in der Hoffnung auf die grüne Wende in der Autoindustrie mehr als eine Milliarde Euro Steuergeld in den Sand gesetzt haben.

Die EU-Kommission genehmigte Anfang 2024 zudem direkte Fördermittel in Höhe von rund 700 Millionen Euro. Dieses Geld wurde bislang nicht ausgezahlt.

Der Bund und das Land Schleswig-Holstein hatten sich auf Grundlage eines Gutachtens des Beratungsunternehmens PwC für die Förderung von Northvolt entschieden. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hatte diese Entscheidung wiederholt kritisiert. Bei einer Regierungsbefragung im Bundestag sagte sie Ende Juni, die Investitionsentscheidung sei mit guter Absicht getroffen worden, habe sich aber als »fehlerhaft« erwiesen.

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