Erfinder der medikamentösen Abtreibung ist tot

Seine bekannteste Entdeckung war äußerst umstritten und hat das Leben etlicher Frauen auf der Welt beeinflusst: Nun ist der Erfinder des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs, Étienne-Émile Baulieu, im Alter von 98 Jahren gestorben. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf die Ehefrau des Mediziners und Forschers, Simone Harari Baulieu.

Seine Forschungsarbeit sei »von seinem Engagement für den durch die Wissenschaft ermöglichten Fortschritt, seinem Einsatz für die Freiheit der Frauen und seinem Wunsch, allen Menschen ein besseres und längeres Leben zu ermöglichen«, geprägt gewesen, zitierte AFP Simone Harari Baulieu.

Baulieu wurde 1926 in Straßburg geboren, als Jugendlicher engagierte er sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Später wandte er sich der Medizin zu. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron würdigte Baulieu als einen »Geist des Fortschritts, der Frauen ermöglichte, ihre Freiheit zu gewinnen«. Frankreich verliere mit ihm auch einen Mutmacher.

Abtreibungspille stieß auf erheblichen Widerstand

Baulieu erforschte Steroidhormone und ihre Rezeptoren. Dies führte zur Entwicklung der »Abtreibungspille« RU 486. Die Pille blockiert das für die Schwangerschaft notwendige Hormon Progesteron, mit dessen Hilfe sich das befruchtete Ei in der Gebärmutter einnistet. So wird die Schleimhaut abgebaut und mit ihr auch der Embryo ausgestoßen.

1989 wurde das Medikament in Frankreich trotz Kritik aus Politik und Kirche zugelassen. Das Präparat sorgte für heftige Diskussionen. Während Befürworter in ihm eine sichere und günstige Alternative zu operativen Schwangerschaftsabbrüchen sehen, schimpfen Kritiker die Erfindung als »Todespille«. In Deutschland sollte es noch zehn weitere Jahre dauern, bis das Medikament 1999 auf den Markt kam.

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