Was tun, wenn der Braunbär angreift?

Kennen Sie »The Revenant«? Wenn nicht, sollten Sie das umgehend ändern, denn der Western gehört aus meiner Sicht zu den großartigsten Produktionen der jüngeren Filmgeschichte – und enthält mindestens eine Szene, die man nie wieder vergisst. Darin wird der Trapper Hugh Glass, gespielt von Leonardo DiCaprio, fast fünf Minuten lang von einem Grizzlybären getreten, gebissen und herumgeschleudert wie ein Stoffpüppchen. Glass, der sich ansonsten zu verteidigen weiß, ist eigentlich vollkommen machtlos gegen das wütend brüllende Vieh, aber schauen Sie am besten selbst, wie das ausgeht.

Als ich den neuen Text von Jörg Blech  las, musste ich unweigerlich an die angsteinflößende und auf Tatsachen beruhende Sequenz aus »The Revenant« denken. Mein Kollege berichtet nämlich über die massive Rückkehr von Braunbären nach Italien, Spanien, Slowenien und in andere europäische Länder; allein in Rumänien leben mittlerweile 12.000 dieser beeindruckenden, aber auch teilweise gefährlichen Tiere. Bevor Sie nun protestieren: Ja, im Film war es ein Grizzly, der ausrastete. Aber die Braunbären, die in Europa beobachtet werden, sind mit einem Gewicht von bis zu 350 Kilogramm genauso schwer wie ihre Verwandten in der Wildnis Nordamerikas – und können ähnlich aggressiv werden.

Es wäre falsch, Panik zu verbreiten, aber tatsächlich kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Angriffen auf Joggerinnen, Wanderer und andere Menschen, die im Wald oder anderswo unterwegs waren. Viele endeten tödlich, und so ist es kein Wunder, dass mancherorts schon erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um die Gefahr durch die Allesfresser zu bannen – und dafür zu sorgen, dass sie den Menschen nicht allzu nahekommen. Kollege Blech besuchte etwa die italienische Forstinspektorin Francesca Michelon, die sich in der Provinz Trient mit Bären befasst. Einige der Tiere zeigten keinerlei Scheu und näherten sich auch Feldern, Höfen und Dörfern, berichtete sie.

Sicher fragen Sie sich jetzt, ob die Tiere zukünftig auch verstärkt zu uns nach Deutschland kommen werden – so wie einst »Problembär« Bruno, der nach einer fast hysterisch anmutenden Hatz im Juni 2006 auf einer Alm im Landkreis Miesbach erschossen wurde. Die Wildtiermanager um Michelon haben zumindest eine Vermutung, was eine Ansiedlung etwa in Bayern angeht – und kennen Strategien, wie man sich im Fall einer eher unwahrscheinlichen Begegnung mit »Meister Petz« verhalten sollte. Nur so viel: Wegrennen wird schwer, und auf einen Kampf sollte man es besser nicht ankommen lassen. Nicht jeder hält so lange durch wie Trapper Glass.

Ihr Guido Kleinhubbert

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(Feedback & Anregungen? )

Leonardo DiCaprio in der Rolle des Trappers Hugh Glass: Getreten, gebissen und herumgeschleudert wie ein Stoffpüppchen

Foto: LMKMEDIA / ddp

Braunbär in der Provinz Trient: Gefährlicher Allesfresser

Foto: Trento / PA / ROPI / picture alliance
Foto: David Mareuil / Getty Images

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