Warum Hitzewellen im Mittelmeer entstehen

Das Mittelmeer ist ein Hotspot des Klimawandels – erst kürzlich registrierte der EU-Klimawandeldienst Copernicus im westlichen Teil mit 27 Grad den höchsten jemals dort gemessenen Juni-Wert. Nun berichten Meteorologen und Klimaforscher, unter welchen Umständen im Sommer viele der Hitzewellen im Mittelmeer entstehen.

Voraussetzung sind zwei Faktoren, wie die Forschungsgruppe um Giulia Bonino und Ronan McAdam vom Euro-Mediterranean Center on Climate Change in Bologna im Fachjournal »Nature Geoscience« schreibt : zum einen ein subtropischer Hochdruckrücken über dem Meeresgebiet über mehrere Tage, zum anderen eine weitgehende Windstille. Den Zusammenhang entdeckte das Team bei der Analyse von Wetterdaten und Meerestemperaturen über den Zeitraum von 1982 bis 2022.

Wind führt Wärme an die Atmosphäre ab

Von den vielen Meereshitzewellen in dem 40-Jahres-Zeitraum während der Monate Mai bis August konzentrierten sich die Forschenden auf 123 Ereignisse, die ein Meeresgebiet von mehr als 100.000 Quadratkilometern betrafen. Das entspricht etwas mehr als der Fläche von Ungarn.

Auffällig oft hing die Hitze mit einem langgestreckten Hochdrucksystem heißer Luft zusammen, die aus Afrika kam. Ein solcher subtropischer Hochdruckrücken bildet sich zwar recht häufig über dem Mittelmeer, doch wenn er sich mehrere Tage hält, bringt er die oft starken Winde weitgehend zum Erliegen. Dann wird kaum noch Wärme aus dem Wasser in die Atmosphäre abgeführt, stattdessen heizt sich das Meerwasser auf.

Erkenntnis ermöglicht Frühwarnsysteme

Wenn Wind über Wasser streicht, nimmt die Luft effektiv Wärme aus dem Wasser auf. Die Wissenschaftler berechneten, dass dieser Prozess für rund 70 Prozent des gesamten Wärmeflusses in der betroffenen Mittelmeerregion verantwortlich ist. Weht kein Wind, steigen daher die Wassertemperaturen.

Für viele Pflanzen und Tiere im Mittelmeer werden die Hitzewellen zur Gefahr. Manche Meeresbewohner können sich zwar anpassen oder ausweichen. Insbesondere Arten, die fest am Boden sitzen, langsam wachsen oder auf enge Temperaturbereiche spezialisiert sind, setzt die Hitze dagegen zu. Das gilt etwa für Korallen, Seegräser und verschiedene Muscheln. Immer wieder lösen Hitzewellen daher ein Massensterben aus.

Die Ergebnisse des Forschungsteams aus Bologna könnten dazu beitragen, die Hitzewellen künftig besser vorherzusagen. Sie würden »einen wichtigen Schritt hin zu wirksamen Frühwarn- und Minderungsstrategien im Mittelmeerbecken« darstellen, sagt Mitautor McAdam in einer Mitteilung seiner Institution.

Mehr zu den Folgen von Hitzewellen im Mittelmeer lesen Sie hier .

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