In Genf zeichnet sich nach gut einer Woche Ringen um ein globales Abkommen gegen Plastikmüll noch keine Einigung auf ein Vertragswerk ab. Rund 180 Länder wollten den Text an diesem Donnerstag fertigstellen.
Mit dem geplanten Uno-Abkommen sollen Produktion, Design und Abfallmanagement von Plastik reguliert werden. Allerdings lagen die Positionen der Länder einen Tag vor dem geplanten Abschluss der Verhandlungen noch weit auseinander. Verhandler schlossen nicht aus, dass die Gespräche bis in die frühen Morgenstunden am Freitag dauern könnten.
Dutzende Länder reagierten am Mittwoch bestürzt auf einen Last-minute-Vertragsentwurf des Konferenzvorsitzenden. Daraus waren praktisch alle ehrgeizigen Ziele und Auflagen für Regierungen gestrichen worden. »Dieser Text ist inakzeptabel und liefert nicht einmal das Minimum, das nötig ist, um mit der Dringlichkeit der Herausforderung umzugehen«, warnte der dänische Delegierte im Namen der 27 EU-Länder, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Weniger produzieren oder mehr recyceln?
Mehr als 120 Länder stehen hinter der Forderung, den Gebrauch und die Produktion von Plastik auf ein nachhaltiges Niveau zu begrenzen. Ziel ist, bestimmte Einwegplastikprodukte wie Strohhalme oder Becher aus Styropor weltweit aus dem Verkehr zu ziehen. Für Öl produzierende Länder ist das Thema Produktionsbegrenzung aber ein rotes Tuch: Sie sehen ihre Geschäfte schwinden. Plastik wird überwiegend aus Öl hergestellt. Die Länder wollen stattdessen nur eine Einigung auf den Umgang mit Abfall akzeptieren.
»Das Problem der internationalen Plastikverschmutzung ist gigantisch«, sagte der Staatssekretär im deutschen Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, am Vorabend des Finaltags. »Die produzierten Mengen sind nicht nachhaltig. Das immer neue Hinzufügen des Plastiks muss Grenzen finden.«
Plastik vermüllt Meere und Umwelt und vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Mehr dazu lesen Sie hier .
Der neue Vertragsentwurf sei nur noch ein Managementplan für Abfall, monierten Kenia, die Philippinen und zahlreiche andere Länder. Eine Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner sei keine Option, sagte die Vertreterin Großbritanniens. Selbst der Ölproduzent Saudi-Arabien, der eine Produktionsbegrenzung seit Langem bekämpft, kritisierte den Text.
»Der Text ist ein Geschenk an die petrochemische Industrie und ein Verrat an der Menschheit«, meinte der Chef der Delegation der Umweltorganisation Greenpeace, Graham Forbes. Die Wurzel des Übels, die unermüdliche Plastikproduktion, werde ignoriert.