Die USA gehören zu den Ländern mit den größten Öl- und Gasindustrien. Das hat einer Studie zufolge nicht nur negative Folgen für die Umwelt, sondern auch für die Bevölkerung: Demnach ist die Luftverschmutzung durch Öl und Gas jährlich für 91.000 vorzeitige Todesfälle im Land verantwortlich. Die Studie von Forschenden des University College London und des Stockholm Environment Institute wurde kürzlich im Fachblatt »Science Advances« veröffentlicht.
Mit einem Computermodell kartierten die Forschenden die Quellen der Luftverschmutzung durch Öl und Gas und berechneten die Konzentration der Luftschadstoffe. Die Verschmutzung durch andere Quellen rechneten die Forschenden heraus. Diese Informationen kombinierten sie mit Bevölkerungs- und Gesundheitsdaten. Zusammen mit früheren Erkenntnissen dazu, mit welchen Gesundheitsrisiken diese Art Luftverschmutzung verbunden ist, konnten sie die Zahl der Betroffenen berechnen.
»Unsere Ergebnisse waren verblüffend«, sagt Karn Vohra, der Hauptautor der Studie. »Jede fünfte Frühgeburt und jeder fünfte Todesfall bei Erwachsenen im Zusammenhang mit Feinstaubbelastung ist auf die Öl- und Gasindustrie zurückzuführen.« Noch beunruhigender ist, dass die Verschmutzung auch für 90 Prozent der neuen Asthmafälle bei Kindern, die mit Stickstoffdioxidbelastung zu tun haben, verantwortlich sei. In absoluten Zahlen seien das über 10.000 Frühgeburten und 216.000 neue Asthmafälle bei Kindern pro Jahr in den USA.
Autoren: Weiteres Argument für schnelleren Ausstieg aus Öl und Gas
Die Studie quantifizierte auch, welche Stadien der Industrie am gesundheitsschädlichsten sind – von der Suche nach neuen Öl- und Gastfeldern über die Förderung bis zur Nutzung durch den Verbraucher. Demnach sei die letzte Phase dieses Zyklus, wenn die fossilen Brennstoffe also genutzt werden, die mit Abstand relevanteste. 96 Prozent der Gesundheitsbelastung durch die Öl- und Gasindustrie habe mit dieser Phase zu tun.
Besonders betroffen seien marginalisierte ethnische Gruppen wie die schwarze, indigene oder hispanische Bevölkerung in den USA. Unter anderem wohnten sie öfter in der Nähe von Schadstoff-Hotspots, wie Industriegebieten oder stark befahrenen Straßen.
Co-Autorin Ploy Achakulwisut sagt, die Studie liefere neben den Umweltfolgen ein weiteres Argument, warum der Ausstieg aus Öl und Gas schneller gehen müsse: »Hunderttausende Kinder, Erwachsene und ältere Menschen in den USA könnten jedes Jahr vor Krankheiten und vorzeitigen Todesfällen bewahrt werden.«