Anzahl der Giraffenarten hat sich offiziell vervierfacht

Künftig werden vier Giraffenarten voneinander unterschieden: Nordgiraffe, Netzgiraffe, Massai-Giraffe und Südgiraffe. Die International Union for Conservation of Nature (IUCN) , das weltweit größte Naturschutzbündnis, gab diese Unterscheidung nach einer systematischen Neubewertung bekannt.

  • Laut Schätzungen der Giraffe Conservation Foundation gilt die Nordgiraffe als am stärksten gefährdet. Nur noch etwa 7000 Tiere leben in freier Wildbahn.

  • Die Südgiraffe ist mit rund 69.000 Exemplaren die häufigste Giraffenart.

  • Die Population der Netzgiraffe wird auf 21.000 geschätzt.

  • Die Population der Massai-Giraffe soll bei etwa 44.000 Tieren liegen.

Kaum genetischer Austausch

Bereits vor etwa 230.000 bis 370.000 Jahren begannen sich die vier Giraffenlinien unabhängig voneinander zu entwickeln. Zwischen den Arten findet laut Analyse kaum oder gar kein genetischer Austausch statt – in freier Wildbahn paaren sie sich in der Regel nicht miteinander.

Für die Studie sammelten die Forscher gemeinsam mit zahlreichen lokalen Partnerorganisationen über ein Jahrzehnt hinweg Gewebeproben von Giraffen aus ganz Afrika, darunter auch aus schwer zugänglichen und politisch instabilen Regionen wie dem Tschad, Niger und dem Südsudan.

Untersucht wurden jeweils rund 200.000 DNA-Abschnitte bei insgesamt 50 Giraffen – die Ergebnisse lieferten eindeutige Hinweise auf vier eigenständige Arten. Auch Studien an Giraffenschädeln stützten die genetischen Befunde.

Neubewertung der Gefährdungslage soll folgen

Die neue Klassifizierung hat direkte Auswirkungen auf künftige Schutzstrategien. Die IUCN plant, in einem nächsten Schritt die Gefährdungslage jeder einzelnen Giraffenart für die Rote Liste der bedrohten Arten individuell zu bewerten.

»Jede Art hat unterschiedliche Populationsgrößen, Bedrohungen und Schutzbedürfnisse. Wenn man alle Giraffen über einen Kamm schert, verzerrt es das Gesamtbild«, sagt Michael Brown, der an der Neubewertung der IUCN beteiligt war.

»Vier neue Großsäugerarten nach über 250 Jahren taxonomischer Forschung zu beschreiben, ist außergewöhnlich – insbesondere bei so ikonischen Tieren wie Giraffen«, sagt Evolutionsgenetiker Axel Janke. »Unsere genetischen Analysen zeigen, dass die Unterschiede zwischen den Giraffenarten ebenso deutlich sind wie jene zwischen Braun- und Eisbären.«

Netzgiraffen in Kenia

Foto: G. Lacz / imageBROKER / picture alliance

Verwandte Artikel

Next Post