Fleischfressende Würmer breiten sich in Mexiko aus und befallen auch Menschen

In Mexiko wurden bis Mitte August rund 5000 Fälle von fleischfressenden Schraubenwürmern bei Tieren registriert – ein Anstieg von 53 Prozent im Vergleich zu den Zahlen vom Juli. Aktuell gibt es 649 aktive Fälle. Das geht aus Daten der mexikanischen Regierung hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen.

»Das ist absolut besorgniserregend«, erklärte Neal Wilkins, Leiter der Naturschutz- und Viehzuchtorganisation East Foundation. »Ein Anstieg um 50 Prozent gegenüber dem Vormonat, insbesondere bei extremer Hitze, zeigt, dass das Problem nicht unter Kontrolle ist.« Die meisten Fälle betreffen Rinder, doch auch Hunde, Pferde und Schafe sind laut den Regierungsdaten befallen.

Schraubenwürmer sind gefährliche Parasiten für warmblütige Tiere. Sie können nicht nur ganze Rinderherden dezimieren, sondern auch die lokale Tierwelt erheblich schädigen.

Seit 2023 haben sich die Parasiten von Mittelamerika aus bis nach Mexiko ausgebreitet und nähern sich der US-Grenze. Amerikanische Viehzüchter sind alarmiert: Ein Befall in Texas, dem Bundesstaat mit den meisten Viehzuchtbetrieben der USA, könnte laut Schätzungen Schäden in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar verursachen.

Einzelne Fälle von befallenen Menschen

Die Schraubenwurmfliege (Callitroga hominivorax) legt ihre Eier in Wunden von Warmblütern ab. Die geschlüpften Larven graben sich mit ihren hakenförmigen Mündern durch lebendes Gewebe, vergrößern die Wunde und können den Wirt töten, wenn dieser nicht rechtzeitig behandelt wird.

Laut lokalen Medien wurden in den südmexikanischen Bundesstaaten Campeche und Chiapas mittlerweile auch Dutzende Menschen wegen des Befalls in Krankenhäusern behandelt, berichtet die BBC. Am vergangenen Sonntag wurde zudem der erste Fall in den USA bestätigt. Ein Patient, der aus El Salvador zurückkehrte, wurde am 4. August von den US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) mit einem Schraubenwurmbefall diagnostiziert.

Der Befall wird von Fachleuten als Myiasis bezeichnet und kann auch beim Menschen unbehandelt schwere Schäden verursachen und sogar tödlich enden, da die Larven mit scharfen Mundhaken das Gewebe aufreißen. Gesundheitsbeamte aus den USA und Mexiko warnen, dass Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Menschen besonders vorsichtig sein sollten, auch wenn tödliche Fälle bei Menschen selten seien.

Das mexikanische Gesundheitsministerium teilte mit, dass im Juli im Bundesstaat Campeche eine 86-jährige Frau an Hautkrebs gestorben sei, der durch einen Befall mit Schraubenwurmlarven verschlimmert worden sei. Am stärksten gefährdet sind Menschen, die mit Vieh arbeiten oder in ländlichen Gebieten leben, in denen es befallenes Vieh gibt.

Sorgen in den USA

Das US-amerikanische Centers for Disease Control and Prevention (CDC) rät Menschen, die sich in einer Region aufgehalten haben, in der Schraubenwurmfliegen vorkommen, auf die Symptome zu achten. Dazu gehören unerklärliche Hautläsionen, das Gefühl, dass sich Larven in einer Wunde oder in der Nase, Mund oder Augen bewegen. Die Maden seien auch deutlich in offenen Wunden zu sehen.

Das US-Landwirtschaftsministerium will in zwei Wochen ein Team nach Mexiko schicken, um sicherzustellen, dass die dortigen Maßnahmen zur Eindämmung der Schraubenwurmfliege eingehalten werden. »Wir müssen verhindern, dass sich die Parasiten weiter nach Norden ausbreiten«, sagte der stellvertretende Landwirtschaftsminister Stephen Vaden.

Forscher des US-Landwirtschaftsministeriums rotteten Ende der Fünfzigerjahre die Schraubenwurmfliegen erfolgreich aus: Sie züchteten Millionen Exemplare der Viehparasiten in einer Brutanstalt, sterilisierten sie durch radioaktive Strahlung und ließen sie über dem befallenen Gebiet frei. Die sterilen Fliegen sollten sich mit den fruchtbaren Fliegen der natürlichen Population paaren, sodass nur unfruchtbare Eier gelegt wurden.

Schraubenfliegen-Larven: Ernähren sich von lebendigem Fleisch

Foto: Daniel Becerril / REUTERS

Maden-befallenes Rind: Desinfektionsspray auf die Wunde

Foto: Daniel Becerril / REUTERS

Verwandte Artikel

Next Post