Am Samstag schrieb »Bad Freienwalde ist bunt« auf Instagram neben einem Bild von drei jungen Menschen in Regenbogenflagge: »Kleiner Rückblick – Großer Ausblick: So wird es wieder sein in zwei Tagen auf dem Marktplatz in Bad Freienwalde: Alle zusammen, bunt, offen, fröhlich, solidarisch«.
Der Post sollte auf die Kundgebung am Sonntag hinweisen, zu der das Bündnis eingeladen hatte. Doch es blieb nicht so friedlich, wie die Veranstalter hofften.
Noch vor der Eröffnung der Kundgebung griff eine Gruppe Wartende mit Schlagwerkzeugen an, berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) . Bei den Angreifern soll es sich um zehn bis fünfzehn teils vermummte Personen gehandelt haben. Mindestens zwei Menschen seien nach Polizeiangaben leicht verletzt worden. Die Angreifer sollen noch vor dem Eintreffen der Polizei geflüchtet sein.
Der brandenburgische Innenminister, René Wilke, sei auf dem Weg nach Bad Freienwalde. In einem Statement sagte er: »Wer Menschen attackiert, die ein Familien- und Kinderfest organisieren oder daran teilnehmen, bewegt sich weit außerhalb dessen, was wir als Gesellschaft akzeptieren können und dürfen.« Dagegen müsse man sich gemeinschaftlich einsetzen, unabhängig von der politischen Auffassung, »denn es geht um keine Trivialität, sondern den Schutz unveräußerlicher Rechte für uns alle.«
Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und bittet Zeugen um Hinweise.
In Bad Freienwalde wählten bei der letzten Bundestagswahl mehr als 40 Prozent die AfD. »Bad Freienwalde ist bunt« ist 2021 gegründet worden , um »Räume für Vielfalt« zu erhalten. Das Bündnis wollte am Sonntag »gegen Rechtsruck, gegen Hass und Hetze« demonstrieren. Bereits im Vorfeld hatten die Veranstalter nach Angaben der Polizei von Störungen berichtet. Es seien rund 40 Plakate, die auf die Veranstaltung hinwiesen, im Umkreis der Stadt abgerissen und gestohlen worden.
Noch ist über die Hintergründe des Angriffs nicht mehr bekannt. Der Übergriff reiht sich allerdings in ein Muster der vergangenen Jahre ein: 2024 wurden mehrere Veranstaltungen, die der Vielfalt der Gesellschaft dienen, von rechtsradikalen Personen angegriffen. So war zum Beispiel der CSD in Bautzen nur unter Polizeischutz möglich und das Onlinemagazin Queer.de titelte zum diesjährigen CSD in Pforzheim: »Neue Normalität: Neonazi-Proteste gegen CSD«.
In allen Fällen ließen sich Veranstalter und Gäste allerdings nicht von ihren Kundgebungen abhalten und auch »Bad Freienwalde ist bunt« findet statt, laut Plan mit Kinderschminken und Graffitiworkshops – und jetzt mit Polizeischutz.