Shimon Stein, der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, hat den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu scharf attackiert, vor allem für dessen Kriegsführung im Gazastreifen. Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung, aber ihm fehle die Perspektive, wohin die Reise gehen solle, worin der Zweck der Operation in Gaza liege, sagte Stein im Interview mit dem Deutschlandfunk.
Er verwies auf die Geiseln, die sich noch immer in der Gewalt der Hamas befinden. Der Regierungschef sei bereit, Israel zu »opfern«, ohne eine Gesamtstrategie zu haben, in der auch die humanitäre Lage im Gazastreifen berücksichtigt werde. Netanyahus höchste Priorität sei das politische Überleben, sagte Stein weiter.
Sanktionen als Druckmittel?
Israel müsse unter Druck gesetzt werden, so Stein und nannte als Beispiel Sanktionen. Dabei müsse ein Unterschied zwischen der Regierung und der Zivilbevölkerung gemacht werden.
Mit Blick auf die Ankündigung mehrerer Länder, Palästina als Staat anerkennen zu wollen, sprach Stein von einem »symbolischen Akt« und einem »Akt der Frustration«, der den aktuellen Konflikt nicht lösen werde.
Stein war von 2001 bis 2007 israelischer Botschafter in Deutschland.
Anlass des Interviews ist der Besuch von Bundesaußenminister Johann Wadephul. Der CDU-Politiker reist an diesem Donnerstag zu einem zweitägigen Besuch nach Israel und ins Westjordanland.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version haben wir Benjamin Netanyahu irrtümlicherweise als »Präsident« Israels bezeichnet, er ist Premierminister. Wir haben das korrigiert.