Israel setzt auf Eskalation

Eskalation in Nahost

Israels Premier Benjamin Netanyahu macht offenbar seine Drohung wahr, den Gazastreifen vollständig erobern zu wollen. Am Freitagmorgen stimmte das Sicherheitskabinett für die Einnahme der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets.

Wird sich die Ausweitung des Kriegs auf die deutsche Israelpolitik auswirken?

Kanzler Friedrich Merz und Außenminister Johann Wadephul hatten ihren Ton gegenüber der israelischen Regierung in den vergangenen Tagen und Wochen zwar verschärft, sich zu Sanktionen und Einreiseverboten für bestimmte Minister der Regierung Netanyahu aber nicht durchgerungen. Die Sorge, die Terrororganisation Hamas dadurch indirekt zu stärken, war offenbar zu groß.

Meine Kollegen aus dem Hauptstadtbüro hörten aber in den vergangenen Tagen, dass die deutsche Regierung wohl doch Sanktionen verhängen werde, sollte Netanyahu seine Ankündigung wahr machen, die Kontrolle des gesamten Gazastreifens zu übernehmen.

Zwar gehen die von Israel angekündigten Pläne vorerst nicht so weit, den gesamten Gazastreifen einzunehmen. Trotzdem ist der jetzt beschlossene Schritt eine neue Eskalation in dem Krieg.

Mehr Hintergründe hier: Israel will Gaza-Stadt einnehmen

Biografie als Trumpf

SPD-Chefin Bärbel Bas verbringt den heutigen Tag im Kommunalwahlkampf in ihrer Heimatstadt Duisburg. Um 10 Uhr wird sie sich an einem Infostand am Bismarckplatz einfinden, der Tag endet dann beschaulich mit einem Grillabend im Kleingartenverein Sittardsberg.

Ich frage mich so langsam, ob die SPD vielleicht etwas zu begeistert davon ist, dass Bas aus Duisburg stammt und die Biografie hat, die sie hat: Hauptschulabschluss, Bürogehilfin, Fortbildungen, Karriere.

Die SPD wirkt nach ewigen Jahren an der Regierung ausgezehrt. Es mangelt ihr eklatant an Zuspruch. Nun glaubt sie, dass es ihr gut stehe, eine Vorsitzende zu haben, die aus dem Milieu kommt, das als typisch für die Partei gilt – obwohl es gar nicht mehr so typisch ist.

Es steht ihr auch gut, keine Frage. Aber im Hintergrund ist aus der Partei etwas zu häufig zu hören, dass Bas regelrecht überredet werden musste, SPD-Chefin zu werden, dass sie sich als Vorzeigefigur ihrer Partei gar nicht so wohlfühle.

Bas gilt als zurückhaltend. Mir ist das sympathisch, es können nicht nur laute Leute Politik machen. Und man kann auch auf zurückhaltende Weise kämpferisch sein. Doch überredet werden zum Kämpfen – das kann nicht funktionieren. Kampfeslust ist ein Impuls, der in einem selbst entstehen muss.

  • Mehr Hintergründe hier: Die SPD retten – weiß Bärbel Bas, worauf sie sich da einlässt? 

Nicht nach Trumps Geschmack

Heute verlässt Adriana Kugler, die Vorständin der US-Notenbank Fed, vorzeitig ihren Posten. US-Präsident Donald Trump darf ihn nachbesetzen. Gefunden hat er jetzt zumindest eine Übergangslösung. Bis Ende Januar 2026 soll Stephen Miran den Posten besetzen. Miran ist Trumps Wirtschaftsberater.

Als aussichtsreiche Kandidaten für die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell gelten der frühere Fed-Direktor Kevin Warsh und der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats, Kevin Hassett. Denn beide haben sich wie Trump für niedrigere Zinsen ausgesprochen.

Kugler wird nun in ihre Rolle als Professorin für öffentliche Politik und Wirtschaft an der Georgetown University in Washington, D.C., zurückkehren.

Eine Fed-Vorständin nach Trumps Geschmack war sie ohnehin nie. Trump missfiel schon die Tatsache, dass sie von seinem Vorgänger und Feindbild Joe Biden ernannt worden war.

  • Mehr Hintergründe hier: Trump nominiert eigenen Berater für Fed-Vorstandsposten

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  • Dieser Rückzug hat fast nur Verlierer. Die Kandidatin gehört nicht dazu: Frauke Brosius-Gersdorf gibt ihre Kandidatur für das Verfassungsgericht auf. Die Koalition sollte zur Abwechslung mal die Chance nutzen, die sich daraus ergibt .

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Verlierer des Tages…

…ist Bundeskanzler Friedrich Merz. Er darf seit knapp 100 Tagen das lang ersehnte Amt ausüben, aber Glück bringt es ihm zurzeit nicht. Nach einer repräsentativen Umfrage von Infratest dimap für den ARD-Deutschlandtrend verzeichnet er einen deutlichen Rückgang bei seinen persönlichen Sympathiewerten. Zurzeit sind nur 32 Prozent mit seiner Arbeit zufrieden, ein Minus von zehn 10 Punkten im Vergleich zum Vormonat. 65 Prozent sind mit der Arbeit des Bundeskanzlers unzufrieden.

Vor allem das Zutrauen, dass er gut durch eine Krise führen könne, sinkt.

Man muss kein Fan von Merz sein, um das zu bedauern. Das Land braucht eine stabile Mitte. Doch dass es so gekommen ist, verwundert nicht.

Die Hauptnachricht des gestrigen Tages sprach Bände: Die von der SPD nominierte Frauke Brosius-Gersdorf steht als Kandidatin für das Amt der Verfassungsrichterin nicht mehr zur Verfügung und zeigte sich entsetzt über das Verhalten der Union ihr gegenüber.

Der Kanzler wollte mit dieser ganzen Sache nicht viel zu tun haben – und erweckte den Eindruck, sie nicht im Griff zu haben.

  • Dieser Rückzug hat fast nur Verlierer. Die Kandidatin gehört nicht dazu 

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • USA verdoppeln Kopfgeld für Maduro auf 50 Millionen Dollar: Die USA setzen auf eine Festnahme von Nicolás Maduro. Bereits in der ersten Amtszeit von Präsident Donald Trump gab es eine Anklage gegen den venezolanischen Staatschef wegen Drogenterrorismus.

  • Feuerwehr bringt verheerenden Waldbrand in Frankreich unter Kontrolle: Das Feuer hat auf einer Fläche von 16.000 Hektar gewütet, es war der größte Waldbrand in Frankreich seit Jahrzehnten. Jetzt hat die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle gebracht. Der Wetterdienst warnt vor der nächsten Hitzewelle.

  • CDU kassiert Ultimatum für Bosbach: Die Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach steht in der CDU unter Druck, ihr wird Stimmenkauf vorgeworfen. Dazu sollte sie sich bis Freitag schriftlich äußern. Jetzt will die Partei sie offenbar lieber persönlich sprechen.

Heute bei SPIEGEL Extra: Der beste Freund des Menschen

Als Vegetarier in einem Landgasthof mit fleischlastiger Speisekarte gelandet? Ausflug ins Freibad? Unterwegs mit Kindern, die fast nichts mögen? Alle lieben Pommes! Und das aus gutem Grund .

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.
Ihre Susanne Beyer, Autorin der Chefredaktion

Niemandem verpflichtet außer Ihnen
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Zerstörung im Gazastreifen

Foto: Jehad Alshrafi / AP / dpa

SPD-Vorsitzende Bas bei einem Spiel des MSV Duisburg: Vorzeigbare Heimatliebe

Foto: sport / Nico Herbertz / IMAGO

Fed-Vorständin Kugler: Vorzeitiges Ausscheiden

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CDU-Politiker Merz: Zutrauen sinkt

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YuraWhite / Getty Images

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