Bei diesen Klubs ist alles neu

Es war der Auftakt, der die drohende Dominanz des Meisters andeutete, als der FC Bayern München gestern Abend die 63. Saison der Fußball-Bundesliga mit dem 6:0 gegen RB Leipzig eröffnete.

Trotz Sparkurs auf dem Transfermarkt sind die Bayern Topfavorit auf den Meistertitel. Und auch manch neue Entwicklung – ein Bellingham im BVB-Trikot, der Hamburger SV in Liga eins – ist aus früheren Saisons noch bestens bekannt.

Trotzdem gibt es in der Liga gleich eine ganze Reihe von Klubs, für die der Sommer 2025 einen Umbruch bedeutet.

So haben Leverkusens Xabi Alonso und Florian Wirtz die Bundesliga verlassen, der Meister von 2024 muss sich neu sortieren.

Die Tabellennachbarn Leipzig und Werder Bremen haben sportlich ganz unterschiedliche Pfade eingeschlagen.

Und der FC Augsburg sich mit Sandro Wagner nicht nur einen neuen Trainer, sondern auch bislang ungekanntes Charisma ins Boot geholt.

Was also hat sich zwischen den Saisons getan? Ein Überblick der größten Veränderungen.

In Leverkusen endet eine Ära

Lukas Hradecky, Jonathan Tah, Granit Xhaka, Florian Wirtz, Jeremie Frimpong, Victor Boniface, Xabi Alonso: In den vergangenen zwei Jahren wäre das als Auflistung der sportlichen Säulen bei Bayer Leverkusen durchgegangen. In diesem Sommer ist es die Liste der Abgänge, die Nummer zwei im deutschen Klubfußball musste sich von den meisten Stars der vergangenen Jahre trennen.

Die Werkself hat national alles erreicht, das Gros der Abtrünnigen steht nun bei internationalen Topklubs unter Vertrag, die sich auch in der Champions League Chancen ausrechnen.

Der neue starke Mann an der Seitenlinie heißt Erik ten Hag. Der Niederländer scheiterte zuletzt daran, Manchester United in England aus der Dauerkrise zu führen, erreichte mit Ajax Amsterdam zuvor aber das Halbfinale der Königsklasse. In der will Leverkusen Stammgast bleiben, Saisonziel ist es, »unter die ersten Vier zu kommen«.

Dabei baut der Klub auf das unter Alonso gelegte Fundament mit dominantem Offensivfußball und Dreierkette. Die Schlüsselpositionen aber sind neu besetzt: Jarell Quansah vom FC Liverpool und Sevillas Loïc Badé sollen gemeinsam die Tah-Lücke schließen, im Tor ist der ehemalige Freiburger Mark Flekken neu dabei. Offensiv ist der in Nürnberg geborene US-Nationalspieler Malik Tillmann der Königstransfer, dahinter ist Robert Andrich sportlich wieder wichtig und übernimmt die Kapitänsrolle.

Auffällig: Der Klub verpflichtete eine Vielzahl junger Talente mit wenig Profierfahrung, die an die erste Mannschaft herangeführt werden sollen. Besonders Stürmer Christian Kofane entwickelt sich derzeit mit Riesenschritten. Der 19 Jahre alte Kameruner ist dem Jugendbereich noch kein ganzes Jahr entwachsen, steuerte im Pokal gegen Großaspach in nur zwölf Minuten aber bereits ein Tor und eine Vorlage bei.

Leipzig kauft Talente nach

In der Vorsaison verpasste der RB Leipzig erstmals das internationale Geschäft, die Talente-Pipeline vom ebenfalls kriselnden Salzburger Ableger scheint versiegt. Der Klub, der den Bayern mal Meisterschaften streitig machen wollte, kämpft um den Anschluss. Bröckelt das RB-Modell?

Widerlegen soll diese Befürchtung ein Trainer, der noch zum Saisonende nicht verfügbar schien: Ole Werner hatte den SV Werder Bremen mit bescheidenen Mitteln auf Augenhöhe mit RB geführt. Dann platzten die Vertragsgespräche mit den Norddeutschen, Erfolgstrainer Werner wurde trotz Vertrags bis 2026 vor die Tür gesetzt.

In Leipzig findet er nun andere Voraussetzungen vor als noch in Bremen. »Es ist ein hohes Maß an Professionalität und an Ambitionen hier im Verein vorzufinden«, lobte Werner zum Antritt. »Das gefällt mir sehr gut und stimmt mit meinen Vorstellungen überein.«

Vor allem ist in Leipzig Geld vorhanden, erst recht nach dem Verkauf von Benjamin Šeško an Manchester United, der gut 75 Millionen Euro in die Kassen spülte. Ausgegeben wurde das bislang vornehmlich für die Offensive: Gleich sechsmal nahm RB in diesem Sommer mindestens 14 Millionen Euro in die Hand, aber nie für einen Abwehrspieler oder einen Profi jenseits der 23 Jahre.

Entsprechend aktiv und offensiv möchte Werner auftreten: »Wir werden keine Mannschaft sein, die darauf hofft, dass der Gegner uns den Ball in die Füße spielt.« Beim 4:2 im Pokal über Sandhausen ließ sich die Prioritätensetzung bereits erkennen. Besonders auffällig: Der erst 18 Jahre alte Yan Diomande, der dank seiner Qualitäten im Eins-gegen-eins gute Chancen auf einen Stammplatz besitzt.

Werder ist zurück im Überlebenskampf

Dass ein Neuanfang nicht immer mit Euphorie einhergeht, beweist der SV Werder Bremen. Dabei schien die strategische Entscheidung des Klubs nachvollziehbar: Trotz 51 Punkten unter Werner und einer kontinuierlichen Steigerung seit dem Aufstieg in die Bundesliga war der Weg der Bremer nicht nachhaltig. Junge Spieler wurden nur unzureichend in den Kader integriert, Transfererlöse blieben aus, die finanzielle Lage blieb prekär.

Mit Horst Steffen verpflichtete Werder einen ausgewiesenen Jugendförderer, der als Trainer der SV Elversberg Jungprofis wie Nick Woltemade, Paul Wanner, Elias Baum oder Fisnik Asllani besser gemacht hatte. Talentierte Spieler aus der eigenen U19 wurden in den Bundesliga-Kader befördert, mit Samuel Mbangula für zehn Millionen Euro gar ein internationales Toptalent verpflichtet. In Steffens offensivem 4-2-3-1 soll der Belgier auf dem linken Flügel glänzen.

Nach dem Pokal-Aus gegen Arminia Bielefeld ist die Stimmung an der Weser allerdings im Keller. Acht Kaderspieler haben den Klub in diesem Sommer bereits verlassen, darunter Stammtorhüter Michael Zetterer und Topangreifer Marvin Ducksch. Die Leistungsträger Mitchell Weiser und Jens Stage fehlen verletzt, gerade Weiser wird noch Monate benötigen, um seinen Kreuzbandriss auszukurieren.

Neu beim Team ist jenseits von Mbangula nur Maximilian Wöber. Auch der Österreicher ist bis auf Weiteres nicht spielfit. Eine gute Woche vor Transferschluss hat sich der ohnehin schmale Kader der Bremer also beinahe halbiert, ein Testspiel gegen Preußen Münster wurde ob der dünnen Personaldecke kurzfristig abgesagt.

Weitere Verstärkungen deuten sich derzeit nicht an. So droht den Norddeutschen der Abstiegskampf. »Manchmal ist es so, dass du einen Schritt zurück machen musst, um dann wieder einen Schritt nach vorn zu gehen«, deutete Werder-Geschäftsführer Clemens Fritz die prekäre Lage zuletzt um. Zumindest über mangelnde Einsatzzeit für Nachwuchstalente wird sich in Bremen während der Hinrunde niemand beschweren.

Wagner soll den FC Augsburg cool machen

»Ich bin unfassbar egal«, sagte Sandro Wagner auf der Pressekonferenz des FC Augsburg vor dem Bundesliga-Start gegen den SC Freiburg. »Die Spieler sind wichtig.« Dass der Ex-Profi und vormalige DFB-Assistenztrainer das in dieser Deutlichkeit betonen muss, zeigt wiederum gleichzeitig: So egal kann die Personalie Wagner in Augsburg nicht sein.

Ähnlich wie in Bremen entschied sich der FCA für einen Trainerwechsel aus strategischem Kalkül, nicht als Antwort auf eine akute sportliche Krise. Jess Thorups defensiv solider Fußball ist den Augsburgern nicht mehr genug. Mit dem unerfahrenen, aber ambitionierten Wagner soll höher gepresst und früher angegriffen werden. Mit 35 Toren stellte Augsburg in der Vorsaison die drittschwächste Offensive, das soll sich ändern.

Nur: Es ist nicht das erste Mal, dass Augsburg sich daran versucht. Das Experiment mit Enrico Maaßen ließ der chronische Mittelfeldklub ab Sommer 2022 ein gutes Jahr lang laufen, doch der spielerische Anspruch musste schnell wieder an die Limits des Kaders angepasst werden.

Ob es dem unerfahrenen Wagner besser ergehen wird, ist ungewiss: Jenseits von Dribbler Elias Saad ist das Personal in der Offensive identisch, die übrigen Zugänge wurden für das defensive Mittelfeld oder die Abwehrkette verpflichtet. Und am Ende gilt eben in der Bundesliga: Die Spieler sind wichtig.

Erik ten Hag soll in Xabi Alonsos große Fußstapfen treten

Foto: Bernd Weißbrod / dpa

Noch ein ungewohnter Anblick: Ole Werner für RB an der Seitenlinie

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Rohdiamant: Auf Yan Diomande halten sie in Leipzig große Stücke

Foto: Uwe Anspach / dpa

Samuel Mbangula: Die einzige fitte Verstärkung in Grün und Weiß

Foto: Marco Steinbrenner / DeFodi Images / IMAGO

Sandro Wagner: Der bekannteste Augsburger ist der Trainer

Foto: Klaus Rainer Krieger / Krieger / IMAGO

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