St. Pauli zeigt dem HSV im Stadtderby die Grenzen auf

Der FC St. Pauli hat das 112. Pflichtspielduell mit dem Hamburger SV gewonnen. Am zweiten Spieltag setzte sich St. Pauli 2:0 (1:0) im Volksparkstadion durch. Es war das erste Hamburger Stadtderby in der Fußball-Bundesliga seit 14 Jahren. Adam Dźwigała (19. Minute) und Andréas Hountondji (60.) trafen für die Gäste.

Schon Stunden vor Anpfiff war das Derby in der Stadt allgegenwärtig. Die HSV-Fans setzten auf einen klassischen Fanmarsch und Schmähgesänge, St. Paulis Anhänger organisierten eine »große Fahrrad-/Rollertour« in Richtung Volksparkstadion. Laut Polizei blieb es im Vorfeld des Hochrisikospiels ruhig, bei den Fanmärschen habe es »keine Vorkommnisse« gegeben.

Während die Polizei wenig zu tun hatte, sah Schiedsrichter Christian Dingert einige Szenen, die sein Eingreifen benötigten. Den Ton für das Derby setzte HSV-Verteidiger Jordan Torunarigha, der tief in der gegnerischen Hälfte zur Grätsche ansetzte und danach das Publikum anstachelte (3.). Wenig später sah Dźwigała nach einem Foul in der Nähe des Anstoßkreises die erste Gelbe Karte der Partie (7.).

Fehlentscheidung des Schiedsrichters

In einem umkämpften Spiel hatte der HSV mehr Ballbesitz, ließ sich dann aber von einer offenbar einstudierten Eckballvariante überlisten: Mathias Pereira Lage wurde kurz angespielt und flankte aus vollem Lauf in den Strafraum, wo Verteidiger Dźwigała den Ball aus rund zehn Metern ins Tor drückte (19.).

St. Pauli blieb daraufhin das gefährlichere Team. Angreifer Hountondji sprintete Torunarigha davon, wurde vom Hamburger gezogen – und dann zurückgepfiffen. Schiedsrichter Dingert hatte offenbar ein Foulspiel Hountondjis gesehen. Eine fragwürdige Entscheidung, die eine äußerst aussichtsreiche Möglichkeit der Gäste zunichtemachte (25.).

Hatten die Hamburger in der Anfangsphase noch vielversprechende Offensivaktionen gezeigt, schafften sie es mit zunehmender Spieldauer kaum noch vor das gegnerische Tor. St. Pauli verfolgte eine klare Spielidee und überzeugte mit temporeichem Umschaltspiel. Kurz vor der Pause hätte so das 2:0 fallen müssen: Nach einem Doppelpass schob Pereira Lage den Ball jedoch am Tor vorbei (41.).

Nach dem Seitenwechsel erwischte der HSV einen vermeintlichen Traumstart: Ransford Königsdörffer wurde in die Spitze geschickt, war nicht mehr einzuholen und traf zum Ausgleich. Der Videoassistent schaltete sich ein, der Treffer zählte nicht, da sich Königsdörffers Schulter im Abseits befunden hatte (49.).

Es war der Auftakt einer Drangphase der Hausherren, an dessen Ende die Gäste ihre Führung ausbauten: Joel Chima Fujita spielte einen herrlichen Pass in den Rücken der HSV-Abwehr, Hountondji umkurvte Torhüter Daniel Heuer Fernandes und erzielte aus spitzem Winkel das 2:0 (60.).

HSV-Trainer Merlin Polzin brachte die Offensivspieler Jean-Luc Dompé und Yussuf Poulsen, ein Treffer gelang seiner Mannschaft jedoch nicht. St. Pauli setzte auf Konter, einen der Tempogegenstöße unterband Giorgi Gotscholeischwili und musste nach Gelb-Rot das Feld verlassen. Im nächsten Spiel wird der Georgier dem HSV fehlen; nach der Länderspielpause wartet der FC Bayern.

Adam Dźwigała erzielt das 1:0 für St. Pauli

Foto: Lars Baron / Getty Images

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