FC St. Paulis Präsident Oke Göttlich hat bei der Mitgliederversammlung des Fußballbundesligisten den Kapitän Jackson Irvine gestärkt und für mehr Nachsicht im Umgang plädiert. Es habe nach Gesprächen mit Irvine »keinerlei Anzeichen« gegeben, dass der Mittelfeldspieler menschenfeindliche Einstellungen vertrete.
Vor einigen Wochen entbrannte eine vereinsinterne Diskussion über Irvines Haltung im Nahostkonflikt. Im Sommer hatte er sich bei einem Konzert in Portugal mit einem T-Shirt mit dem Aufdruck »FC Palestine« und einer stilisierten Nahostlandkarte gezeigt, auf der zwar Palästina, nicht aber Israel eingezeichnet war. Irvine wies daraufhin Vorwürfe, die ihn deswegen in die Nähe des Antisemitismus rückten, als »zutiefst beleidigend und verletzend« zurück.
Aufsichtsrat griff Irvine auf Instagram an
»Wir wollen Brücken bauen und keine Gräben vertiefen«, stellte Vereinspräsident Göttlich nun bei der Mitgliederversammlung im gut gefüllten Audimax-Saal der Universität Hamburg klar. Menschen würden Fehler machen, sagte er. »Das gilt auch für unsere Gremien«, fügte Göttlich hinzu und spielte damit auf kritische Kommentare des Aufsichtsratsmitglieds René Born an.
Dieser hatte Irvine Anfang Oktober auf der Plattform Instagram angegriffen. »Das ist unser Klub, nicht deiner«, kommentierte Born unter einem Post von Irvine. »Du wirst in ein paar Monaten weg sein und irgendwo anders für einen Euro mehr spielen. Wir werden immer hier sein, während du nichts weiter bist als eine Fußnote.« Später wurde sein Kommentar gelöscht.
Wenige Tage vor der Versammlung sanktionierte der Klub das Aufsichtsratsmitglied wegen vereinsschädigenden Verhaltens. Der Ehrenrat verhängte unter anderem eine Geldstrafe.
Vereinspräsident Göttlich betonte auf der Mitgliederversammlung, man wolle sich durch verschiedene Konflikte und Social-Media-Reflexe nicht treiben lassen, sondern das Gespräch suchen. Vereinsdemokratie bedeute, unterschiedliche Perspektiven auszuhalten.
St.-Pauli-Kapitän Jackson Irvine
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