Deutsche Bahn kommt bei Sanierung kaum voran

Die Deutsche Bahn selbst sieht sich auf Kurs, aber Außenstehende haben einen ganz anderen Eindruck. Der Konzern hat im ersten Halbjahr weniger Verlust gemacht als im Vorjahreszeitraum. Das Minus von 760 Millionen Euro fiel fast eine Milliarde Euro niedriger aus als im ersten Halbjahr 2024, wie die Bahn mitteilte. In den ersten sechs Monaten fiel vor Steuern und Zinsen (Ebit) ein operatives Ergebnis von minus 239 Millionen Euro an. Der Umsatz stieg um 3,4 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro. Er blieb damit hinter den Erwartungen zurück.

Der Konzern gab weiterhin das Umsatzziel von 27 Milliarden Euro aus. Dafür ist allerdings ein noch besseres zweites Halbjahr nötig.

»Wir kommen Schritt für Schritt voran«, sagte Konzernchef Richard Lutz. Spürbar verringerte sich die Verschuldung der Bahn durch den Verkauf der Logistiktochter Schenker im April. Gegenüber dem Jahresende 2024 sind die Verbindlichkeiten um 10,5 Milliarden auf rund 22 Milliarden Euro gesunken. Die Bahn verwies darauf, dass in der Verwaltung Personal abgebaut wurde. Außerdem habe der Bund Vorleistungen der Bahn für die Instandhaltung der Infrastruktur übernommen.

Grüne: »Das ist eine Mogelpackung«

Externe Beobachter sehen die Lage deutlich kritischer: »Das ist eine Mogelpackung«, sagte Matthias Gastel, Bahn-Berichterstatter der Grünen-Bundestagsfraktion. »Die betrieblichen Sanierungsbemühungen der Deutschen Bahn zeigen nur geringen Erfolg. Gerade einmal 100 Millionen Euro wurden im Konzern durch die Sanierungsstrategie eingespart. Die restlichen 900 Millionen Euro an geringerem Verlust sind nur entstanden, weil der Bund die Infrastrukturfinanzierung im Voraus bezahlt hat«, sagte Gastel. Die Bahn müsse vom Bund besser gesteuert und gelenkt werden.

Größtes Sorgenkind des Konzerns bleibt die Gütersparte DB Cargo. Sie transportierte im Halbjahr zehn Prozent weniger, der Umsatz sank um neun Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 165 Millionen auf minus 96 Millionen Euro. Die Tochter muss spätestens bis Ende 2026 profitabel werden, sie wird ansonsten auf Druck der EU-Kommission zerschlagen.

Deutlich besser entwickelte sich der Nahverkehr. Die DB Regio kämpfte sich aus der Verlustzone und erzielte einen operativen Gewinn von 103 Millionen Euro. Der Umsatz erhöhte sich um sieben Prozent. Der Fernverkehr schrieb operativ mit minus 59 Millionen Euro noch rote Zahlen, aber ein deutlich verbessertes Ergebnis. Das Umsatzplus betrug gut sechs Prozent.

Der Trend geht zu längeren Fahrten: Die Bahn verwies darauf, dass Reisende noch nie so viele Kilometer mit Fernverkehrszügen gefahren seien. Die Pünktlichkeit der Sparte verbesserte sich allerdings kaum. Im Fernverkehr kamen 63,4 Prozent der Züge im ersten Halbjahr mit weniger als 15 Minuten Verspätung ans Ziel. Im ersten Halbjahr 2024 hatte die Quote bei 62,7 Prozent gelegen. Die Unzuverlässigkeit der Bahn  hält nach Einschätzung des Unternehmens vor allem Geschäftsreisende vom Umstieg auf die Schiene ab. »Deshalb blieb DB Fernverkehr beim Umsatz trotz Verbesserungen von 6,1 Prozent unter den Erwartungen.«

Das Management hofft, mit weiteren Sanierungen – wie zuletzt der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim – bessere Werte zu schaffen. Als Nächstes steht ab Freitag die Generalsanierung der Strecke Berlin-Hamburg  an. Im Gesamtjahr 2025 soll die Pünktlichkeit bei mindestens 65 Prozent liegen.

Die neue Bundesregierung aus Union und SPD schafft gerade einen 500 Milliarden Euro schweren Sondertopf zur Modernisierung der Infrastruktur. Hieraus soll auch das Schienennetz erneuert werden. Die Bahn bezifferte die gemeinsam mit dem Bund für das Gesamtjahr 2025 geplanten Investitionen auf mehr als 20 Milliarden Euro.

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