Vorsitzender der jungen Unionsabgeordneten wirbt für Rente mit 70

Die wachsenden Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung sorgen weiter für Diskussionen. Der Vorsitzende der Jungen Gruppe der Unionsfraktion im Bundestag hat einen grundlegenden Umbau des deutschen Rentensystems mit einem späteren Renteneintrittsalter und geringeren Rentensteigerungen gefordert.

Nötig sei eine Reform, »die die Lasten fairer auf alle Schultern verteilt, statt die jüngere Generation einseitig zu benachteiligen, wie es derzeit der Fall ist«, sagte der Bundestagsabgeordnete Pascal Reddig (CDU) der Zeitung »Welt«.

Eintrittsalter an Lebenserwartung koppeln

»Die Rente mit 70 ist eine mögliche Lösung, das sagen viele Ökonomen und Rentenexperten«, sagte Reddig. Klar sei, dass dafür eine gesellschaftliche Mehrheit und eine Einigung zwischen den Koalitionspartnern nötig sei. »Ein Kompromiss wäre daher, das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung zu knüpfen«, schlug der CDU-Politiker vor. So könne es eine »sukzessive Erhöhung des Renteneintrittsalters« geben.

Reddig forderte außerdem, Frühverrentungen unattraktiver zu machen und die Rente mit 63 weitgehend abzuschaffen: »Ich meine das ganz ausdrücklich nicht mit Blick auf die Dachdecker und Krankenpfleger, die gerne genannt werden, wenn es darum geht, dass ein späteres Renteneintrittsalter nicht möglich ist«, sagte der Abgeordnete. Es gehe um jene, die länger arbeiten könnten. »In diesen Fällen muss es deutlich höhere Rentenabschläge bei Frührenten geben. Wir müssen dafür sorgen, dass die Rente mit 63 in ihrer heutigen Form faktisch abgeschafft wird.«

Außerdem sollten die Renten nach Ansicht des CDU-Abgeordneten künftig geringer steigen, das System der Rentenanpassungen müsse umfassend reformiert werden. Die Steigerungen der Bestandsrenten sollten in Zukunft nicht mehr an die Lohnentwicklung gekoppelt werden, sondern an die Inflation.

Diskussion um »neuen Generationenvertrag«

»Das wäre fairer und würde Kosten sparen«, sagte Reddig. »Massive Rentensteigerungen, wie wir sie zum Teil in der Vergangenheit erlebt haben, werden in den kommenden Jahren nicht mehr möglich sein, wenn wir nicht wollen, dass das Rentensystem insgesamt kollabiert.«

Zuvor hatte der Ökonom Marcel Fratzscher einen »neuen Generationenvertrag« gefordert. Dazu solle auch ein »verpflichtendes soziales Jahr« für Rentner gehören, so der DIW-Chef im Gespräch mit dem SPIEGEL (das Interview finden Sie hier ). Auch der Wirtschaftsweise Martin Werding plädiert angesichts stark steigender Sozialabgaben für eine bessere Austarierung der Sozialversicherungen. Derzeit erinnere das System »eher an einen Knebelvertrag« für jüngere Generationen, so der Ökonom.

Sozialverbände, aber auch Seniorenvertreter, stehen Änderungen bei der Rente ablehnend gegenüber. Die Senioren-Union, eine Vereinigung innerhalb der CDU, kritisierte Fratzschers Vorschlag als praxisfern und respektlos. »Wir reden hier über Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet, Familien großgezogen, Steuern gezahlt und das Gemeinwesen getragen haben«, erklärte der kommissarische Bundesvorsitzende der Senioren-Union, Helge Benda.

CDU-Abgeordneter Pascal Reddig

Foto: Bernd Thissen / dpa / picture alliance

Verwandte Artikel

Next Post