Die Teezeremonie-Lehrerin Keiko Kaneko, gekleidet in einen eleganten, hellgrünen Kimono, gibt mit einem winzigen Holzlöffel ein Stückchen Matcha in eine Porzellanschale. Sie schäumt den pulverisierten japanischen Grüntee mit einem Bambusbesen auf, nachdem sie mit einer Schöpfkelle heißes Wasser dazugegeben hat. Ihre feierlichen, tänzerischen Bewegungen zelebrieren ein jahrhundertealtes Ritual, das für das Teilen des Getränks steht.
Kaneko und andere Menschen in Japan sind erstaunt darüber, dass Matcha plötzlich in allen möglichen Dingen auftaucht – von Milchkaffee und Eiscreme bis zu Kuchen und Schokolade.
Niemand weiß mit Sicherheit, wer den weltweiten Matcha-Boom ausgelöst hat, der schon seit einigen Jahren anhält. Aber es ist klar, dass die Ernte, gerade von feinem Matcha, mit der Nachfrage nicht Schritt halten kann.
Matcha ist eine Teesorte, die im Schatten angebaut, gedämpft und dann zu einem sehr feinen Pulver gemahlen wird. Er wird anders verarbeitet als normaler grüner Tee. Der beste Matcha wird mit Steinmühlen gemahlen, doch die Umstellung darauf braucht Zeit. Daher zögern viele Bauern, auf Matcha umzusteigen – sie haben Sorge, dass der Hype dann schon wieder erloschen sein könnte.
Das japanische Landwirtschaftsministerium bemüht sich, das Teewachstum anzukurbeln, und bietet den Landwirten Hilfe in Form von neuen Maschinen, Spezialböden, finanzieller Unterstützung und Beratung an, um die Teebauern dazu zu bewegen, von normalem grünen »Sencha«-Tee auf Matcha umzusteigen.
»Wir wollen nicht, dass dies nur eine Modeerscheinung ist, sondern Matcha zu einer Standard-Geschmacksrichtung und japanischen Weltmarke machen«, sagte Tomoyuki Kawai, der in der Teeabteilung des Landwirtschaftsministeriums arbeitet.
Konkurrenz aus China
Die Produktion von »Tencha« – also der Teesorte, die für Matcha verwendet wird – hat sich nach Angaben der Regierung von 1452 Tonnen im Jahr 2008 auf 4176 Tonnen im Jahr 2023 fast verdreifacht. Insgesamt hat sich Japans Tee-Export in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt – ein Großteil dieses Wachstums entfällt nach Angaben der japanischen Regierung auf Matcha.
Allerdings besteht nicht nur die Sorge, dass Bauern nicht auf die Produktion des Tees umsteigen wollen. Sondern auch, dass sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren verschärfen könnte. Immer mehr ältere Bauern verlassen ihre Felder. Zudem produzieren andere Länder, darunter China und einige südostasiatische Länder, ebenfalls Matcha. Japan droht, sein Alleinstellungsmerkmal als Ursprungsland des Trendgetränks zu verlieren.
Viele Anhänger der klassischen Teezeremonie haben nicht unbedingt etwas gegen die zunehmende weltweite Popularität des Matcha einzuwenden. Sie hoffen jedoch, dass sich zumindest ein paar Menschen auch für den »Sado« interessieren – also die Kunst der japanischen Teezeremonie und deren spirituellen Wurzeln.
Die Teezeremonie »erinnert uns daran, jede Begegnung als einzigartig und nicht wiederholbar zu würdigen«, sagt Lehrmeisterin Kaneko.
Grünes Glück: Matcha Latte to go
Foto: Justin Sullivan / Getty Images