Indischer Konzern will Stahlsparte von Thyssenkrupp kaufen

Geht die kriselnde Stahlsparte von Thyssenkrupp in indische Hände? Der Stahlhersteller Jindal Steel International will Thyssenkrupp Steel kaufen, wie der Industrieriese in Essen mitteilt. Der Vorstand der AG werde dieses Angebot mit Blick auf die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Fortführung der grünen Transformation sowie die Beschäftigung an den Stahl-Standorten intensiv prüfen, heißt es. Weitere Informationen veröffentlichte Thyssenkrupp zunächst nicht.

Jindal Steel International teilt derweil mit, ein unverbindliches Angebot für das Unternehmen abgegeben zu haben. »Wir glauben an die Zukunft einer grünen Stahlproduktion in Deutschland und Europa«, sagte Narendra Misra, Director of European Operations bei Jindal. »Unser Ziel ist es, das 200 Jahre alte industrielle Erbe von Thyssenkrupp zu bewahren, weiter auszubauen und dazu beizutragen, Thyssenkrupp Steel zum größten integrierten sowie klimafreundlichen Stahlhersteller Europas zu machen.«

Das Unternehmen biete Versorgungssicherheit für die Kapazität von thyssenkrupp Steel, eine vollständig integrierte Lieferkette sowie Investitionen in Deutschland. »Nach dieser Umstellung wäre thyssenkrupp Steel der größte emissionsarme Stahlproduzent in Europa«, heißt es.

IG Metall fordert zügig substanzielle Gespräche

Die IG Metall teilt mit, dass die Arbeitnehmerseite den Prozess konstruktiv begleiten wolle. »Dass ein wachstumsorientierter Stahlkonzern wie Jindal Steel International als strategischer Investor bei Thyssenkrupp Steel einsteigen will, ist grundsätzlich eine gute Nachricht für unsere Beschäftigten«, sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef der Thyssenkrupp AG, Jürgen Kerner.

Jindal Steel verfüge über einen eigenen Zugang zu Rohstoffen und Know-how in der grünen Transformation. »Jetzt kommt es darauf an, zügig in substanzielle Gespräche einzusteigen, um möglichst schnell Klarheit über die wichtigsten offenen Fragen zu erlangen«, sagte Kerner weiter. Laut IG Metall hatte Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López zuvor den Konzernaufsichtsrat über das Angebot informiert.

Das Sorgenkind des Konzerns

Die Stahlsparte Thyssenkrupp Steel (TKS) ist Deutschlands größter Stahlhersteller. Sie gilt als Sorgenkind des Konzerns , weil sie zum einen mit den hohen Kosten des Wandels hin zu einem Hersteller grünen, klimafreundlichen Stahls zu kämpfen hat. Zum anderen drängt billige Konkurrenz aus Asien auf den Markt. Alle früheren Versuche, die Stahlsparte zu verkaufen oder in ein Joint Venture einzubringen, waren bisher gescheitert.

Thyssenkrupp-Chef Miguel López hatte im Mai angekündigt, den Konzern radikal umbauen zu wollen. Er soll in eine Holding umgewandelt und einzelne Sparten verselbstständigt und teils verkauft werden. Auch die Kapazitäten sollen verringert werden – von 11,5 Millionen Tonnen pro Jahr auf 8,7 bis neun Millionen Tonnen. Rund 11.000 Stellen sollen abgebaut oder ausgegliedert werden. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Mehr zum Umbau lesen Sie hier.

An TKS, dem Herzstück des Unternehmens, ist bereits seit Sommer 2024 der tschechische Milliardär Daniel Křetínský über seine Finanzholding EPG beteiligt. Ebenso lange verhandeln beide Seiten über eine Aufstockung dieses Anteils auf bis zu 50 Prozent. Ob Křetínský seine Anteile an Jindal abgeben würde, beteiligt bleiben oder gar seinerseits ein Übernahmeangebot vorlegen möchte, gehört zu den vielen offenen Fragen rund um die Offerte aus Indien.

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