Ozeankonferenz erzielt Fortschritte beim Meeresschutz

Schutz der Hochsee und Kampf gegen Plastikmüll: Die Ozeankonferenz der Vereinten Nationen hat einige Fortschritte beim Meeresschutz gebracht. Umweltorganisationen fordern, die Zusagen jetzt schnell und konkret umzusetzen. Die Organisation OceanCare mahnte trotz der Beschlüsse, das Ergebnis sei nicht ausreichend, damit die Weltgemeinschaft ihre eigenen Ziele beim Meeresschutz bis 2030 erreicht.

Fünf Tage lang hatten im südfranzösischen Nizza Vertreter von rund 170 Staaten über den Schutz der Weltmeere beraten, am Abend endete die Veranstaltung. »Diese Konferenz hat den Meeresschutz deutlich vorangebracht, trotz geopolitisch schwieriger Lage«, kommentierte Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD). Insbesondere drei zentrale Punkte wurden diskutiert:

Intensiverer Schutz der Hochsee

Die Hochsee, also das offene Meer außerhalb der Küstengewässer, macht etwa 60 bis 70 Prozent der Ozeane aus. Aber bisher gibt es in den internationalen Gewässern kaum Regelungen. Das Hochseeschutzabkommen, das die Vereinten Nationen vor zwei Jahren verabschiedet haben, soll das nun ändern. Es bildet unter anderem die Grundlage dafür, um große Schutzgebiete auf hoher See auszuweisen.

Damit das Abkommen in Kraft treten kann, muss es von mindestens 60 Staaten ratifiziert werden. Entgegen Befürchtungen von Umweltorganisationen ist die Weltgemeinschaft diesem Ziel in Nizza deutlich nähergekommen. Mehr als ein Dutzend Staaten haben das Abkommen zu Beginn der Konferenz ratifiziert. Jetzt fehlen nur noch wenige Länder, bis die 60er-Marke erreicht ist; französischen Angaben zufolge könnte es spätestens im September so weit sein. OceanCare wertet das als »ermutigenden Fortschritt«. Greenpeace forderte auch Deutschland auf, die Ratifizierung voranzubringen.

Weltweiter Kampf gegen Plastikmüll

In der Bekämpfung der Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll werden entscheidende Fortschritte im August erhofft. Dann plant die internationale Staatengemeinschaft in Genf, erneut zusammenzukommen, um ein Abkommen auszuhandeln, das die Verpflichtung zur Eindämmung der Ozeanvermüllung enthält. Verhandlungen darüber waren Ende vergangenen Jahres in Südkorea ohne Einigung verlaufen.

In Nizza haben sich nun 95 Staaten zusammengeschlossen, die eine Produktionsbegrenzung von Primärkunststoffen fordern. Sie sprachen sich zudem für eine Verpflichtung aus, über die Produktion, die Ein- und die Ausfuhr dieser Stoffe Bericht zu erstatten. Im Abkommen wollen sie zudem eine Verpflichtung erreichen, schrittweise die Nutzung der problematischsten Plastikprodukte und Chemikalien im Plastik zu beenden.

»Was hier inhaltlich skizziert wird, ist ein guter Anfang und gleichzeitig das absolute Minimum, um die Plastikverschmutzung wirksam zu bekämpfen«, kommentierte Florian Titze vom WWF Deutschland. Die Staaten müssten im Zweifel auch bereit sein, mehrheitlich und nicht nur einstimmig ein Abkommen zu treffen, sollten einzelne Länder in Genf weiter blockieren.

Weltweit akzeptiertes Regelwerk für Tiefseebergbau angestrebt

Noch gibt es keinen industriellen Bergbau in der Tiefsee. Die Ideen und Vorhaben aber, dort vor allem sogenannte Manganknollen abzubauen, bereiten vielen Staaten große Sorgen. Studien zeigen erhebliche Gefahren für die dortigen Ökosysteme durch eventuelle Bewirtschaftung auf. Deutschland und 36 weitere Länder wollen beim Thema Tiefseebergbau zumindest eine vorsorgliche Pause erreichen, damit bis auf Weiteres keine derartigen Projekte unterstützt werden.

Die USA erwägen Tiefseebergbau in internationalen Gewässern

Neue Brisanz erfährt das Thema, weil die USA unter Präsident Donald Trump mittlerweile erwägen, auch in internationalen Gewässern Tiefseebergbau zu betreiben. In Nizza haben sich 24 Staaten, darunter auch Deutschland, entschieden gegen solche Überlegungen ausgesprochen. Tiefseeressourcen außerhalb nationaler Gewässer seien nach internationalem Recht das gemeinsame Erbe der Menschheit und dürften daher nur kollektiv von der Internationalen Meeresbodenbehörde ISA verwaltet werden.

Mitglieder der ISA sind die Europäische Union und rund 170 Staaten, nicht jedoch die USA. Im Sommer will die ISA erneut über ein weltweit akzeptiertes Regelwerk für den Tiefseebergbau beraten. Greenpeace meinte mit Blick auf das Treffen, es komme nun darauf an, dass Deutschland andere Staaten überzeuge, die Ausbeutung der Tiefsee zu stoppen.

Auch zu weiteren Themen wurden in Nizza Absichten formuliert. Deutschland will gemeinsam mit Frankreich verorten, wo genau sich Munitionsaltlasten in Ost- und Nordsee befinden; eine Staatengruppe will den Kampf gegen Lärmbelästigung im Ozean vorantreiben, und die Unesco will Meeresbildung stärker fördern.

OceanCare-Geschäftsführerin Fabienne McLellan mahnte: Uno-Ozeankonferenzen seien Prüfsteine dafür, ob die Staatengemeinschaft die selbst gesetzten Ziele zum Schutz der Meere bis 2030 erreichen könne. »Dazu gehören die messbare Reduktion der Meeresverschmutzung sowie der Übergang zu nachhaltigen Methoden in der Fischerei. Von diesen Zielen sind wir jedoch noch weit entfernt.«

Die nächste Uno-Ozeankonferenz ist für 2028 geplant. Gastgeber sollen dann Südkorea und Chile sein. Neben Frankreich war in diesem Jahr Costa Rica Mitveranstalter. Zuvor hatte es bereits zwei Uno-Ozeankonferenzen gegeben: 2017 in New York und 2022 in Lissabon.

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