Schweres Erdbeben vor Russlands Ostküste

Ein schweres Erdbeben hat am Mittwoch die russische Halbinsel Kamtschatka erschüttert und einen Tsunami ausgelöst. Für die Region sowie für weite Teile der japanischen Ostküste und für die US-Bundesstaaten Alaska und Hawaii wurden Evakuierungswarnungen ausgegeben.

Dem US-Sender CNN zufolge gibt es auch Tsunamimeldungen für die US-Westküste. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Tsunamiwarnungen, sondern um sogenannte Advisories, das ist eine Stufe unter der Tsunamiwarnung. »Advisories« sind verbunden mit der Aufforderung, dem Meer und Stränden fernzubleiben. Bei einer Tsunamiwarnung wird dagegen dazu aufgefordert, sich in höher gelegenes Gelände oder ins Landesinnere zu begeben.

Auch China könnte von den Auswirkungen betroffen sein. Wie das chinesische Tsunami-Warnzentrum amitteilte, rechneten die Behörden mit Wellen zwischen 30 Zentimetern und einem Meter, die auf Teile der chinesischen Ostküste treffen würden. Die Einschätzung basiere auf der Analyse des des Tsunami-Beratungszentrums des Ministeriums für Nationale Ressourcen, voraussichtlich werde der durch das Beben ausgelöste Tsunami »Schäden in bestimmten Küstengebieten Chinas verursachen«.

Stärkstes Beben seit der Katastrophe von Fukushima

Mit einer gemessenen Stärke von 8,8 war das Beben laut der US-Erdbebenwarte USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011. Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam gab die Stärke mit 7,8 an, die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass sprach zunächst von 7,9 und später von 8,7.

Der Kamtschatka-Zweig des Geophysikalischen Dienstes der Russischen Akademie der Wissenschaften teilte mit, dass mit starken Nachbeben zu rechnen sei.

Laut dem regionalen Katastrophenschutzminister, Sergej Lebedew, wurde eine drei bis vier Meter hohe Tsunamiwelle registriert. Er forderte die Menschen auf, sich von der Küste der Halbinsel, die im äußersten Osten Russlands liegt, zu entfernen.

Das Zentrum des Bebens lag rund 130 Kilometer vor der Küste Kamtschatkas

Das Zentrum des Bebens lag den Angaben zufolge in der offenen See, etwa 130 Kilometer vor der nur dünn besiedelten Küste Kamtschatkas, und relativ tief unter dem Meeresboden. In der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski rannten laut Tass-Reportern verängstigte Menschen barfuß ins Freie, Kleiderschränke stürzten um und Autos rutschten über wackelnde Straßen. Teils sei das Strom- und Telefonnetz zusammengebrochen. In der russischen Region Sachalin wurden Küstenbewohner vorsichtshalber evakuiert.

Für eine betroffene Inselgruppe im Pazifik wurde Notstand ausgerufen, wie die Behörden mitteilten. Auf den nördlichen Kurilen hätten Tsunamiwellen Gebäude beschädigt und Überschwemmungen verursacht.

Auch für Japan gibt es eine Tsunamiwarnung. Die japanische Wetterbehörde erwartete bis zu drei Meter hohe Wellen an größeren Küstenabschnitten. Laut dem Sender NHK wurde für einige Gegenden die Evakuierung angeordnet. Im Norden des Landes treten zunehmend höhere Flutwellen auf. Wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete, wurden an der Küste der nördlichen Präfektur Hokkaido sowie der Präfektur Iwate im Nordosten inzwischen Flutwellen mit einer Höhe von 60 Zentimetern registriert.

Der Bahnbetreiber in Ostjapan setzte der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo zufolge einige Verbindungen aus. Aufnahmen des Senders TBS zeigten, wie Fabrikarbeiter und Anwohner auf der nördlichen Insel Hokkaido auf einen Hügel über dem Meer flohen. Die Behörden in Hawaii ordneten für einige Gebiete Evakuierungen an. »Handeln Sie! Zerstörerische Tsunamiwellen werden erwartet«, teilte die Katastrophenschutzbehörde von Honolulu auf der Plattform X mit.

Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima bringt Arbeiter in Sicherheit

Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima brachte eigenen Angaben zufolge seine Arbeiter in Sicherheit. »Wir haben alle Arbeiter und Angestellten evakuiert«, sagte eine Sprecherin des Akw-Betreibers Tepco am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. In dem Kraftwerk seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden, fügte sie hinzu.

Am 20. Juli hatte sich in derselben Region Russlands ein Erdbeben der Stärke 7,4 ereignet. Dabei kam es zu keinen größeren Schäden.

Bei der Halbinsel Kamtschatka treffen die pazifische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, was die Region zu einer der weltweit erdbebenreichsten Zonen macht.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung dieses Texts hieß es, dass es auch für die gesamte US-Westküste eine Tsunamiwarnung gebe. Tatsächlich gilt für die US-Westküste nicht die Tsunamiwarnung, sondern die niedrigere Stufe »Advisories«. Wir haben die Passage korrigiert.

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