Vor gut drei Monaten verpasste das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) haarscharf den Einzug in den Bundestag, nun arbeitet es am eigenen Wachstum. Seit Jahresbeginn hat die noch junge Partei – sie wurde im Januar 2024 gegründet – ihre Mitgliederzahlen nach eigenen Angaben mehr als verdoppelt.
2600 Mitglieder habe das BSW nun, zum Jahresbeginn seien es noch 1100 gewesen, heißt es aus der Parteispitze. Man plane ein stetiges Wachstum.
Lange Zeit war das nicht so: Parteichefin Sahra Wagenknecht hatte den Zugang zu ihrem Bündnis stark kontrolliert, im Wahlkampf fehlte es auch an helfenden Mitgliedern. Die Partei unterscheidet zwischen festen Mitgliedern und Unterstützenden. Letztere haben weniger Rechte, viele warten oft Monate auf eine Aufnahme in die Partei.
Gatekeeping und autokratische Züge
Mehrere frisch gegründete Landesverbände zerstritten sich – unter anderem in Thüringen und Hamburg kriselte es stark. Einzelne Mitglieder, obwohl zuvor sorgsam ausgewählt, warfen der Parteiführung alsbald autokratische Züge vor und kritisierten das Gatekeeping. Vielen ging es zu langsam mit der Aufnahme neuer Mitglieder, das Engagement für die noch junge Partei schwand wieder.
Nun arbeitet das BSW am Wachstum, konsolidiert seine Landesverbände. Jüngst wurde auch ein Jugendverband gegründet. Wagenknecht selbst hatte sich nach der Wahlniederlage zurückgezogen, nun wirbt sie mit Webvideos und Podcast-Auftritten für ihr Parteiprojekt. Mehr zum Social-Media-Gebaren von Sahra Wagenknecht lesen Sie hier .
Die Parteispitze selbst hatte versprochen, die Aufnahmepraxis für Mitglieder nach der Bundestagswahl deutlich zu lockern. Auch eine Umbenennung des ganz auf die Parteichefin zugeschnittenen Bündnisses stand im Raum, die Entscheidung wurde jedoch vorerst vertagt. Der Parteitag wurde auf das Jahresende verschoben, das BSW konzentriert sich zunächst auf das Anfechten des Wahlergebnisses. Bisher ohne Erfolg.