Die übrigen Fraktionen wählten kurz nach der Bundestagswahl im Februar neues Führungspersonal, die Linke aber ließ sich Zeit. Nun sind Heidi Reichinnek und Sören Pellmann als Vorsitzende der Linksfraktion bestätigt worden. Das gab die Linke nach ihrer Fraktionssitzung in Berlin bekannt.

Reichinnek erhielt nach Angaben der Fraktion 94,8 Prozent der Stimmen, Pellmann 72,4 Prozent. Beide hatten im vorherigen Bundestag die Linkengruppe angeführt, die neue, größere Fraktion hatten sie bisher nur kommissarisch geleitet.

Das Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers wird künftig Ina Latendorf übernehmen. Der bisherige Fraktionsmanager Christian Görke hatte nicht wieder für den Posten kandidiert. Latendorf, 53, ist Abgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern und sitzt seit 2021 für die Linke im Bundestag, 87,9 Prozent der Fraktion stimmten nach offiziellen Angaben für sie.

Dass sich die Linke so viel Zeit ließ mit der Wahl, ist ungewöhnlich. Auch eigene Abgeordnete hatten die verzögerte Abstimmung kritisiert . Offiziell hieß es, man wolle sich erst neu finden und kennenlernen. Nach dem Bruch mit Sahra Wagenknecht war die Linke im alten Bundestag auf Gruppenstatus reduziert worden. Mit ihrem Wahlerfolg im Februar kehrte die Linke nun plötzlich mit 64 Abgeordneten zum Fraktionsstatus zurück. Unter den Abgeordneten sind 46 Politneulinge.

Vor allem Reichinnek gilt vielen in der Linken als ein Faktor für den Wahlerfolg. Die bei jungen Frauen beliebte Politikerin erreicht mit ihren Videos auf TikTok und Instagram Millionen. Ihre Wiederwahl galt in der Fraktion als gesetzt.

Die weitaus wichtigere Wahl dürfte Reichinnek am Donnerstag haben: Die Linke hat sie als Mitglied für das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) vorgeschlagen, das die Geheimdienste kontrolliert. Für die Wahl benötigt die 37-Jährige neben Stimmen der eigenen Fraktion auch Stimmen der Grünen, der SPD und von der Union. CDU und CSU wollen Reichinnek nach SPIEGEL-Informationen ihre Zusage allerdings verwehren. Sie halten die Linkenikone für ungeeignet.