Polens Präsident Nawrocki will bei Deutschlandbesuch Reparationen fordern

Der neue polnische Präsident Karol Nawrocki will bei seinem Antrittsbesuch in Berlin Reparationen für deutsche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg fordern. Bei seiner Begegnung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier werde Nawrocki das Thema »mit Sicherheit ansprechen«, sagte sein Pressesprecher Rafal Leskiewicz der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Es sei schwer, über die Ablehnung von Reparationszahlungen seitens der deutschen Führung hinwegzusehen.

Steinmeier will seinen rechtskonservativen Kollegen am 16. September mit militärischen Ehren vor dem Schloss Bellevue begrüßen. Anschließend ist ein Gespräch der beiden Staatschefs geplant. Der parteilose Nawrocki steht der populistischen Oppositionspartei PiS nahe. Sein erklärtes Ziel ist es, die Politik der proeuropäischen Mitte-links-Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk zu torpedieren.

Bekannte Forderung aus Polen

Vor drei Jahren hatte eine auf Initiative der damaligen PiS-Regierung eingesetzte Parlamentskommission die Reparationshöhe auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert. Nawrocki hatte die Forderung nach Weltkriegsentschädigungen bereits kürzlich beim alljährlichen Gedenken an den deutschen Überfall auf Polen 1939 erhoben.

Deutschland lehnt solche Reparationsforderungen ab. Aus Sicht der Bundesregierung ist die Reparationsfrage rechtlich abschließend geklärt. 1953 hatte Polen in einem Abkommen mit der DDR auf weitere Entschädigungen verzichtet. Auch Bundespräsident Steinmeier hat diese Position immer wieder bekräftigt.

In Polen gibt es dagegen bis heute Forderungen nach Wiedergutmachung. In einer Umfrage aus dem August 2024 sagten 58 Prozent der Befragten, dass Deutschland Reparationen leisten solle. 60 Prozent meinten, dass deutsche Kriegsverbrechen unzureichend aufgearbeitet seien und dies die Beziehungen verschlechtere. 

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