Carlo Ancelotti, mittlerweile Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft, spricht in seiner neuen Biografie auch über die Zeit beim FC Bayern München, den er zwischen Sommer 2016 und Ende September 2017 trainierte. Vor allem die Trennung scheint den 66-Jährigen nach wie vor zu beschäftigen.
In »Der Traum: Wie man die Champions League gewinnt« spricht er von dem entscheidenden Spiel vor dem Aus: Beim Spiel in der Gruppenphase der Champions League bei Paris Saint-Germain stellte er das System um und kassierte eine 0:3-Pleite. Es sollte die letzte Auswärtsniederlage der Münchner in der Champions League für fast fünf Jahre bleiben.
Es war die zweite Niederlage des Teams in der Saison 2017/2018 bei sieben Siegen und einem Remis. Am Tag darauf war für Ancelotti Schluss beim deutschen Rekordmeister.
Karl-Heinz Rummenigge hatte nach der Pleite bei PSG von einer »ganz bitteren Niederlage« gesprochen und »Konsequenzen in Klartextform« angekündigt. Ancelottis Rauswurf kam dennoch überraschend, eine so frühe Trennung vom Trainer hatte es beim FC Bayern damals schon lange nicht mehr gegeben.
»Es war die rücksichtsloseste Entlassung meiner gesamten Karriere«, schreibt Ancelotti nun, der in der Saison zuvor noch mit großem Abstand Deutscher Meister mit dem Klub geworden war.
Der Italiener Ancelotti, der als Trainer fünfmal die Champions League gewann, erwähnt auch Probleme, bei der Führungsstruktur des FC Bayern und den Platzhirschen Rummenigge und Uli Hoeneß den Überblick zu behalten: »Ich war also gleich mehreren wichtigen Leuten gegenüber verantwortlich. Es war schwer für mich zu durchschauen, wer mehr Macht hatte, und nachdem ich ein paar Wochen dort gewesen war, nahm ich einmal sogar Philipp Lahm zur Seite und fragte ihn nach seiner Meinung.«
Meistertitel in den fünf Topligen
Nach seinem Ausscheiden bei den Bayern kam Ancelotti über die Stationen SSC Neapel und FC Everton zurück zu Real Madrid und gewann mit den »Königlichen« noch jeweils zweimal die Meisterschaft und die Königsklasse. Er ist der einzige Trainer, der die Meisterschaft in den fünf europäischen Topligen in Italien, England, Frankreich, Deutschland und Spanien gewann.
Seit 1. Juli 2025 ist er Trainer Brasiliens, es ist seine erste Station als Nationalcoach.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war Ancelottis Start als Nationaltrainer Brasiliens falsch datiert. Wir haben den Fehler korrigiert.
Carlo Ancelotti (r.) mit dem damaligen Sportdirektor Hasan Salihamidžić
Foto: Langer / IMAGO / Eibner