Drei schwere Knieverletzungen haben im Skispringen eine Sicherheitsdebatte ausgelöst. Bei der Olympia-Generalprobe auf den modernisierten Schanzen im italienischen Predazzo hatten sich am vergangenen Wochenende die Österreicherin Eva Pinkelnig, Kanadas Ex-Weltmeisterin Alexandria Loutitt und Japans Kombiniererin Haruka Kasai auf den grünen Matten im Fleimstal Kreuzbandrisse zugezogen. Für die 37-jährige Pinkelnig und die 21-jährige Loutitt bedeutet es das Olympia-Aus, Kasai werde drei Monate ausfallen, wie der japanische Verband mitteilte.
Nach den Verletzungen von Loutitt und Pinkelnig hatte Österreichs Verband seine Springerinnen am Samstag vom Sommer-Grand-Prix »aus Sicherheitsgründen« zurückgezogen. Auch Kanadas Sportlerinnen verzichteten auf einen Start. Nun suchen die Verantwortlichen der Verbände nach Gründen für die schweren Stürze – und üben Druck auf den Weltverband Fis aus, der in dieser Woche in Zürich tagt.
Im Zentrum der Kritik: die kleinere der beiden Olympia-Schanzen, auf der zwei der drei Kreuzbandrisse passierten. »Das Profil dieser Normalschanze ist nicht gelungen«, sagte Sportdirektor Horst Hüttel vom Deutschen Skiverband der Nachrichtenagentur dpa. Viele Athletinnen, Athleten und Trainer seien sehr enttäuscht, da man sich von einer neuen und modernen Schanze etwas Anderes erwarte, so Hüttel.
»Jetzt versucht man noch nachzusteuern, indem man die Neigung des Schanzentisches etwas verringert. Viel Spielraum wird es aber hier nicht gebe«, sagte er. Für ihn bestehe bei der Fis »definitiv ein gewisser Handlungsdruck«.
Sind drei Kreuzbandrisse Zufall?
Doch das Schanzenprofil war nicht das einzige Thema. Es ging auch um das Material. Engere Anzüge als in der Vorsaison sorgten für höhere Geschwindigkeiten und mehr Druck bei der Landung. Heinz Kuttin als deutscher Bundestrainer sprach von »einem bitteren Beigeschmack«. Man habe »gesehen, dass wir mit dem neuen Set-up nicht auf dem richtigen Weg sind«. Auch hier dürfte die Fis in Zürich nachschärfen.
Der sportliche Wettbewerb sei am Wochenende in den Hintergrund getreten, beschrieb Kuttin die Situation vor Ort. »Das Nervenkostüm war bei allen etwas angespannt. Der Fokus lag nicht auf dem Sport, sondern auf dem Sicherheitsfaktor«, so der Bundestrainer.
Die deutschen Frauen waren am Samstag wie geplant an den Start gegangen. Bei den Männern, die ebenfalls am Wochenende in Predazzo sprangen, traten keine Probleme auf. Er habe vergangene Woche im Training aber schon festgestellt, dass die Schanze »echt nicht einfach ist«, sagte Karl Geiger gegenüber dem Sender Eurosport nach dem Springen auf der Normalschanze.
»Die Schanzen sind sehr schwer zu landen. Und die engen Anzüge dazu machen es nicht wirklich einfach. Da muss der Sprung richtig stimmen, um gut zur Landung hinzukommen«, sagte auch die WM-Zweite Selina Freitag bei Eurosport.
Fis-Renndirektor Sandro Pertile kündigte gegenüber dem Sender an, dass es Änderungen an der Normalschanze geben könnte. »Sofort nach der Veranstaltung werden wir mit den Organisatoren reden«, hatte Pertile gesagt. Zudem könnten auch die Anzuggröße zumindest für die Springerinnen wieder etwas vergrößert werden.
Die Olympischen Winterspiele finden vom 6. bis 22. Februar 2026 statt. Für die Wettkämpfe wurde die Skisprunganlage in Predazzo umfassend modernisiert. Dort werden das Skispringen sowie die Sprungwettbewerbe der Nordischen Kombination stattfinden.
Die Kanadierin Alexandria Loutitt wird die Olympischen Winterspiele verletzungsbedingt verpassen: »Ich bin am Boden zerstört«, schrieb sie bei Instagram
Foto: Andrej Tarfila / SOPA Images / IMAGO