Temu ist bei Verbrauchern beliebt und dennoch umstritten. Jetzt hat das Bundeskartellamt ein Verfahren gegen Whaleco Technology Limited, das Unternehmen hinter dem Onlinemarktplatz, eingeleitet. Der Vorwurf: Temu setzt angeblich die Preise auf seiner Plattform fest, ohne selbst Verkäufer zu sein.
»Wir gehen dem Verdacht nach, dass Temu unzulässige Vorgaben für die Preisgestaltung der Händler auf dem deutschen Marktplatz machen könnte«, sagte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt. »Solche Vorgaben könnten erhebliche Wettbewerbsbeschränkungen darstellen und letztlich auch Preiserhöhungen auf anderen Vertriebswegen zur Folge haben.«
Untersucht wird demnach auch, ob Temu selbst Endverkaufspreise festlegt. Zudem sollen die dort geltenden Konditionen für Händler überprüft werden, heißt es in einer Mitteilung. Whaleco Technology Limited hat ihren Sitz in der irischen Hauptstadt Dublin.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte bereits im April eine entsprechende Beschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt. Temu entziehe Händlern die Preissetzungshoheit und schreibe vor, dass deren Preise maximal 85 Prozent dessen betragen dürfen, was sie für ein vergleichbares Produkt auf anderen Plattformen erzielen würden.
Zu den Vorwürfen äußerte sich Temu öffentlich zunächst nicht. Ein Unternehmenssprecher teilte auf Anfrage lediglich mit: »Wir halten uns an die geltenden Gesetze und Vorschriften der Länder, in denen wir tätig sind.« Man sei zuversichtlich, mögliche Bedenken ausräumen zu können.
Seit 2024 für deutsche Händler geöffnet
Laut Kartellamt besuchen monatlich mehr als hundert Millionen Nutzer die europäischen Onlinemarktplätze von Temu. In Deutschland ist das chinesische Shoppingportal seit 2023 aktiv, 2024 wurde es auch für deutsche Händler geöffnet. Temu konnte seine Beliebtheit hierzulande innerhalb kurzer Zeit rasant steigern und zählt inzwischen zu den umsatzstärksten Onlinemarktplätzen.
Trotz des Erfolges steht das Unternehmen stark in der Kritik. Politiker, Handelsvertreter und Verbraucherschützer monieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen sowie unfaire Wettbewerbsbedingungen und fordern eine strengere Regulierung.
Gegen Temu läuft derzeit bereits ein Verfahren der EU. Die Kommission sieht für Verbraucher ein hohes Risiko, auf illegale Produkte zu stoßen. Sie könnten dort Babyspielzeuge oder Elektronikprodukte finden, die nicht EU-Regeln entsprächen. Temu droht deshalb eine Strafe.