Durch den Klimawandel begünstigte Waldbrände in den USA verursachen nicht nur einen Schaden in Milliardenhöhe, sondern tragen je nach Jahr auch zum Tod Tausender Menschen bei. Die Feinstaubbelastung aus Bränden habe von 2006 bis 2020 etwa 15.000 Todesfälle bedingt, berichten Forschende in einer Studie in der Fachzeitschrift »Nature Communications Earth & Environment«. Demzufolge liegt die Spanne der jährlichen Todesfälle zwischen 130 und 5100, die meisten davon in den Bundesstaaten Oregon und Kalifornien.
Es ging in der Studie nicht um die Menschen, die in den Flammen starben. Die Forscher analysierten speziell, wie viele Tode auf die Feinstaubbelastung durch den Rauch der Brände zurückzuführen sind. Im Fokus stand Feinstaub der Partikelgröße PM2,5, der sich tief in der Lunge festsetzen kann.
Ist man ihm kurz ausgesetzt, verursacht das Husten und juckende Augen. Ein längerer Kontakt kann bestehende Gesundheitsprobleme verschlimmern, verschiedene chronische Beschwerden verursachen und damit auch zum Tod beitragen. Zu den am meisten gefährdeten Personen gehören Kinder, Schwangere, ältere Personen und Menschen, die im Freien arbeiten.
Es gibt Hinweise darauf, dass PM2,5 aus dem Rauch von Waldbränden giftiger ist als andere Schadstoffquellen. Wenn Waldbrände auf Städte übergreifen und dabei Autos und andere schadstoffhaltige Materialien verbrennen, wird die Gefahr noch größer.
Experte: Studie zeige weitreichende Auswirkungen von Waldbränden
Das Forschungsteam schätzte zunächst ab, wie viel der durch Waldbrände verbrannten Fläche auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Dazu verglichen sie die realen Klimabedingungen, unter denen in der Zeit von 2006 bis 2020 Waldbrände in den USA ausbrachen, mit einem Szenario, bei dem die Wettermessungen ohne den Klimawandel anders ausgefallen wären.
Anschließend schätzten sie mit demselben Ansatz die PM2,5-Belastung durch Waldbrandrauch, die auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Auf Grundlage aktueller Erkenntnisse, wie sich Feinstaub auf die Sterblichkeit auswirkt, bezifferten sie die Zahl der Todesfälle. Demnach sind von 164.000 Todesfällen, die zwischen 2006 und 2020 mit der PM2,5-Belastung durch Waldbrände zusammenhängen, rund zehn Prozent auf den Klimawandel zurückzuführen.
Jacob Bendix, emeritierter Professor für Geografie und Umwelt von der Syracuse University, der nicht an der Studie beteiligt war, schreibt auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP, er sei von den Ergebnissen »bestürzt«, aber nicht überrascht. »Ich glaube, dass die Menschen außerhalb der betroffenen Gebiete dazu neigen, die zunehmenden Brände als eine entfernte Unannehmlichkeit zu betrachten.« Die Studie mache deutliche, wie weitreichend die Auswirkungen seien.
Laut der Gesundheitsexpertin Lisa Thompson von der Emory University, die ebenfalls nicht Teil des Teams war, zeige diese Analyse als eine der ersten die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sterblichkeit auf. Andere Experten haben dagegen Bedenken bei der Studie, etwa Marshall Burke, Professor für globale Umweltpolitik an der Stanford University. Die Beweise, dass der Klimawandel Waldbrände begünstige, seien »felsenfest«, aber von der verbrannten Fläche auf die Rauchentwicklung zu schließen, sei schwierig, sagt er.
Hausbesitzer mit Atemmaske inmitten eines von Bränden bedrohten Gebietes in Napa, Kalifornien im August 2020: Langer Kontakt mit Feinstaub kann zu erheblichen Gesundheitsproblemen führen
Foto: Josh Edelson / AFP