US-Behörde erklärt Raketenprogramm in Texas für unbedenklich

Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX darf die Zahl ihrer Raketenstarts in Texas verfünffachen. Am Dienstag erhielt sie die behördliche Genehmigung, um das riesige »Starship« bis zu 25- statt fünfmal jährlich abheben zu lassen und die auf die Erde zurücksinkende Booster-Rakete auf verschiedenen Gewässern zu landen.

Die US-Luftaufsichtsbehörde Federal Aviation Administration (FAA) erklärte nach jahrelanger Prüfung, dass dies »keine erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt« haben würde. Dies gelte auch für die damit verbundenen möglichen Raketenexplosionen über dem Golf von Mexiko und anderen internationalen Gewässern.

Multimilliardär Musk durchleuchtet im Auftrag von Präsident Donald Trump mit seinem Team Doge (Department of Government Efficiency) derzeit etliche Bundesbehörden, darunter die FAA. Außerdem hat er Trumps Wahlkampf mit einer Viertelmilliarde Dollar unterstützt und maßgeblichen Einfluss auf die Raumfahrtagenda der Regierung. Er vertritt die Vision, Menschen zum Mars zu schicken. Dafür wurde das »Starship« konzipiert.

Ebenfalls am Dienstag warnten Kongressabgeordnete der Demokratischen Partei in einem Brief an Verteidigungsminister Pete Hegseth und Nasa-Direktorin Janet Petro vor Interessenkonflikten durch Musks Doppelrolle als Entscheider und Auftragnehmer.

Eigene Stadt in Gründung

Die Entscheidung der FAA erfolgte wenige Tage, nachdem die Anwohner des Raketencampus von SpaceX für die Gründung einer eigenständigen Gemeinde mit dem Namen Starbase gestimmt hatten. Dabei handelte es sich überwiegend um Angestellte und Auftragnehmer von Musks Firma. Diese dürfte es damit leichter haben, ihr weitläufiges Gelände auszubauen und den Betrieb zu kontrollieren.

SpaceX hat seinen Weltraumbahnhof im ehemaligen Dorf Boca Chica seit 2017 rasant erweitert, um Prototypen der Schwerlastrakete »Starship« zu entwickeln. Umweltschützer und einige Anwohner sorgen sich wegen des Lärms und befürchten Schäden für die Umwelt . Starbase liegt nahe der Stadt Brownsville an der Mündung des Grenzflusses Rio Grande im Golf von Mexiko, inmitten von Naturschutzgebieten von nationalem Rang. Besonders als Rastplatz für Zugvögel stehen die Feuchtgebiete unter Schutz.

Erdbebengefühl in der Karibik

Das 52 Meter hohe »Starship«, das auf einer 71 Meter hohen Rakete vom Typ Super Heavy Booster startet, hat seit April 2023 acht Testflüge absolviert, begleitet von etlichen Pannen, die das riskante Entwicklungskonzept von Versuch und Irrtum verkörpern, für das SpaceX steht. Bei einigen Tests erreichte die Rakete nach dem Start von Texas auf einer suborbitalen Bahn den Indischen Ozean. Die vergangenen beiden Testflüge von »Starship« im Januar und März endeten jedoch vorzeitig aufgrund von Explosionen während des Fluges. Dies behinderte das Programm zu einem Zeitpunkt, an dem Musk die Geschwindigkeit erhöhen wollte.

Eine der Testexplosionen ließ Trümmer über den Turks- und Caicosinseln niedergehen, einem britischen Überseegebiet in der Karibik. Viele Einwohner berichteten, das Ereignis habe sich wie ein Erdbeben angefühlt. Auch der Flugverkehr musste kurzfristig weiträumig umgeleitet werden. Einige Passagiere bekamen einen Schauer in der Atmosphäre verglühender Trümmer zu sehen.

Lichtschutz für Meeresschildkröten

Nach den Rückschlägen hat SpaceX noch keinen neuen Termin für einen »Starship«-Testflug genannt. Zulässig wäre ein nächster Start ab dem kommenden Dienstag. Bislang hieß es, dass ein erster Flug in den Orbit noch in diesem Jahr angestrebt werde.

Die Behörde nennt in ihrem Bericht einige Auflagen, um die Umweltauswirkungen auszugleichen. So müsse SpaceX vierteljährlich den Strand säubern, an Umweltorganisationen spenden, das Wasser in der Umgebung testen und die Beleuchtung des Startplatzes vermindern, um nistende Meeresschildkröten nicht zu stören.

SpaceX ist derzeit der weltweit aktivste Betreiber von Raketen. Das Unternehmen will auch seine anderen Standorte erweitern. In Kalifornien beantragte das Unternehmen, seine Startrate für Flüge mit der kommerziell genutzten Rakete Falcon 9 von der Luftwaffenbasis Vandenberg verdoppeln zu dürfen. In Florida möchte SpaceX Zugang zu einer dritten Startrampe im Kennedy Space Center am Cape Canaveral erhalten, das der staatlichen Raumfahrtbehörde Nasa gehört.

Gäste posieren vor dem Raketenstartplatz im Oktober 2024

Foto: Sergio Flores / AFP / Getty Images

Landung des Boosters nach dem Testflug im März in Boca Chica

Foto: Brandon Bell / Getty Images

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