Als Trinkwasser praktisch die einzige Quelle für das Spurenelement Fluorid war, machten Menschen eine Beobachtung: In Gegenden, in denen Fluorid natürlicherweise im Trinkwasser vorkam, hatten die Leute deutlich häufiger weiße Flecken auf den Zähnen. Sie entwickelten aber auch deutlich seltener Karies als die Menschen in vergleichbaren Regionen, in denen das Trinkwasser kaum Fluorid enthielt. Als Konsequenz reicherten etwa US-Bundesstaaten ihr Trinkwasser künstlich mit Fluorid an. Nun folgt eine Kehrtwende: Florida hat als zweiter US-Bundesstaat Fluorid in seiner Wasserversorgung verboten.
Gouverneur Ron DeSantis unterzeichnete nun das Gesetz zum Verbot des Spurenelements. Die Einspeisung von Fluorid in die Wasserversorgung sei im Grunde eine Zwangsmedikation für die Menschen, sagte er. Das Verbot tritt am 1. Juli in Kraft.
»Einige dieser Leute denken, sie wüssten besser über uns Bescheid als wir selbst«, sagte DeSantis kurz vor der Unterzeichnung des Gesetzes. »Sie denken, nur weil sie eine medizinische Ausbildung haben, … sollten sie uns vorschreiben können, wie wir unser Leben zu leben haben.«
US-Arzneimittelbehörde prüft Fluoridpräparate für Kinder
Utah, das ebenfalls von einem republikanischen Gouverneur regiert wird, war im März der erste US-Bundesstaat, der Fluorid in öffentlichen Wasserversorgungssystemen verbot. Das Gesetz trat dort diesen Monat in Kraft. Etwa 63 Prozent aller Amerikaner haben Fluorid in ihren kommunalen Wasserversorgungssystemen, wie aus den Statistiken der Centers for Disease Control and Prevention für das Jahr 2022, den jüngsten verfügbaren Daten, hervorgeht.
Auf Bundesebene erklärte die US-Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde diese Woche, dass sie ein Verfahren einleitet, um Fluoridpräparate für Kinder vom Markt zu nehmen.
Fluorid ist ein natürliches Mineral, das im Wasser, im Boden und in der Luft vorkommt und nachweislich Karies vorbeugt. Seit Jahrzehnten wird es der kommunalen Wasserversorgung und zahnmedizinischen Produkten wie Zahnpasta zugesetzt. Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung des Spurenelements. Eine wirkliche Gefahr für die Gesundheit von Knochen und Zähnen droht erst, wenn jemand über Jahre hinweg immer wieder zu große Mengen Fluorid zu sich nimmt.
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Auch Kennedy gegen Fluoridzusatz
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hatte sich zuletzt gegen den Zusatz des Minerals zum Leitungswasser ausgesprochen. Kennedy behauptet, Fluorid werde mit zahlreichen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, darunter bestimmte Krebsarten und geringere kognitive Fähigkeiten bei Kindern.
Auf der Website der Amerikanischen Krebsgesellschaft heißt es, dass der allgemeine Konsens unter den wissenschaftlichen Studien, die mögliche Verbindungen zwischen Fluorid und Krebs untersuchen, keine eindeutigen Beweise für einen Zusammenhang zwischen beiden zeigt. Die Gesellschaft weist jedoch darauf hin, dass weitere Studien erforderlich sind.
Die American Dental Association, die größte zahnärztliche Vereinigung der USA, wendet sich entschieden gegen das Fluoridverbot. Der Wasserzusatz komme der Zahngesundheit in hohem Maße zugute. Angeblich schädliche Auswirkungen seien nicht schlüssig nachgewiesen.
»In dieser kritischen Phase der amerikanischen Gesundheitspolitik ist es wichtiger denn je, dass wir uns Zeit nehmen, um die Auswirkungen von Maßnahmen wie dieser auf die Gesundheit der Nation gründlich zu untersuchen«, sagte Brett Kessler, Präsident des Verbandes.
Schaffen die USA den Fluoridzusatz im Wasser ab?
Foto: Eric Thayer / REUTERS