Archäologen haben bei Grabungen an der ehemaligen Mallerbacher Kapelle nahe Allstedt (Sachsen-Anhalt) in diesem Jahr rund 1000 Funde gemacht. »Darunter sind etwa 25 Silbermünzen aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert, Pilgerzeichen, Gürtelschnallen, Messer, Hufeisen sowie eine Pfeilspitze«, sagte Projektleiter Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.
Außerdem seien ein Armbrustbolzen, mehrere Bleikugeln und viele Keramikscherben gefunden worden. Die Erkenntnisse sollen den Archäologen nun dabei helfen, mehr über die Kirche im Landkreis Mansfeld-Südharz zu erfahren.
Was bislang bekannt ist: Die Mallerbacher Kapelle wurde am 24. März 1524 von Bürgerinnen und Bürgern aus Allstedt geplündert und niedergebrannt, mutmaßlich unter dem Einfluss der Predigten des Theologen Thomas Müntzer. Die Plünderung gilt als Vorbote der Bauernunruhen in Mitteldeutschland.
Kindergräber mit Weihwassereffekt
Durch die Grabungsarbeiten haben die Forschenden nun den Nachweis erhalten, »dass die Kirche bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurde«, sagte Biermann. Sie habe ein langes Leben mit zahlreichen Umbauten gehabt, »zunächst als Dorfkirche, dann als Wegekapelle und schließlich als Wallfahrtskirche.«
Auch frühere Bestattungen, darunter zwei Kindergräber einer adligen Familie, wurden entdeckt. Bei einem der Kinder lag ein kleines Töpfchen aus gelbem Ton mit roter Bemalung – sogenannte Pingsdorfer Ware – im Grab. Das Tongefäß, benannt nach einem Ort im Rheinland, stammt aus dem 12. Jahrhundert.
Andere Kindergräber haben sich den Forschenden zufolge dort befunden, wo Regenwasser von der Kirche herabfloss – eine Art Weihwassereffekt. »Offenbar bestattete man hier ungetaufte Kinder in der Hoffnung auf Marias Schutz«, erklärte Biermann.
Projektleiter Felix Biermann: »Offenbar bestattete man hier ungetaufte Kinder in der Hoffnung auf Marias Schutz«
Foto: Heiko Rebsch / dpa