Liebe Leserin, lieber Leser,
seit rund 25 Jahren leben wieder Wölfe in Deutschland. Und genauso lange wird hier über das Raubtier gestritten: Müssen Wölfe weiterhin streng geschützt sein? Oder sollten Jägerinnen und Jäger künftig nicht nur Reh, Fuchs und Wildschwein schießen dürfen, sondern auch Canis lupus? Das jedenfalls sieht ein Entwurf der Bundesregierung vor, demzufolge Wölfe ins Jagdrecht aufgenommen werden sollen. Unter bestimmten Umständen könnten sie dann geschossen werden.
Als Märchenfigur hat der Wolf keinen guten Ruf, er fraß Rotkäppchen, die Großmutter und die sieben Geißlein. Auch im echten Leben war er lange Zeit eine Bedrohung für die Menschen, weil er ihre Schafe und Ziegen tötete.
In Deutschland galten Wölfe seit Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgerottet. Als Anfang des Jahrtausends die ersten Exemplare in der Lausitz in Sachsen gesichtet wurden und sich allmählich wieder im ganzen Land ausbreiteten, war das ein Triumph für den Artenschutz.
»Am Anfang war ich auch euphorisch«, sagte mir der Dresdner Wildökologe Sven Herzog im Interview, »aber das ist ziemlich schnell in die Sorge darüber umgeschlagen, ob wir beim Wolfsmanagement die richtige Strategie gewählt haben.«
Wölfe dürfen bislang in Deutschland nur in Ausnahmefällen geschossen werden. Herzog erklärt: »Wenn sie lernen, dass von Menschen grundsätzlich keine Gefahr ausgeht und sie sich in deren Nähe an Abfällen bedienen oder vielleicht auch mal ein Nutztier reißen können, werden sie das auch tun.« Die Tiere dürften ihre natürliche Scheu vor Menschen nicht verlieren. Der Forscher fordert deshalb einen neuen Umgang mit dem Wolf. Wie der aussehen könnte, das können Sie hier nachlesen.
Herzlich
Ihre Julia Koch
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Wildlebender Wolf in Deutschland: Triumph für den Artenschutz
Foto: Raimund Linke / imagebroker / IMAGOIm weißen Schutzanzug steht ein Mitarbeiter einer Insektenbekämpfungsfirma in einem Wald nahe dem elsässischen Hirtzbach. Er hat ein Hornissennest im Visier. Das Insektizid, das er hineinspritzen wird, soll den Vormarsch einer invasiven Art bremsen: Vespa velutina, die Asiatische Hornisse, breitet sich seit Jahren in Europa aus. Ihre Nester erreichen Durchmesser von bis zu einem Meter. Menschen attackiert diese Art nur, wenn sie sich bedroht fühlt. Für einheimische Honigbienen ist sie aber eine Gefahr: Sie kann ganze Völker auslöschen.
Foto:Frederick Florin / AFP