Das Leben als Bundeskanzler hat für Friedrich Merz (CDU) einige Veränderungen mit sich gebracht. »Ich trinke praktisch keinen Alkohol mehr«, sagte der 69-Jährige beim »Ständehaus-Treff« der »Rheinischen Post« in Düsseldorf.
Merz scherzt, er sei jetzt zu einem »Stück Inventar der Bundesrepublik Deutschland« geworden. Das Amt begleite ihn 16 Stunden am Tag. Es gebe daneben kaum noch etwas anderes.
Er wolle sich dadurch aber nicht unter Druck setzen lassen. Zwar müsse er immer erreichbar sein, »aber ich gehe zum Beispiel am Wochenende raus, versuche, mit meiner Frau Zeit zu verbringen«, so der Bundeskanzler. Er probiere auch, mindestens einen Tag am Wochenende zu Hause zu sein und an die Luft zu kommen.
Neben einem kleinen Einblick in seinen Alltag, gibt Merz noch etwas anderes preis. Denn angeblich wäre es für ihn kein Problem gewesen, wenn er nicht Bundeskanzler geworden wäre: »Es ist nie so gewesen, als ob ich nun gesagt hätte, auf meinem Grabstein muss draufstehen: Bundeskanzler a.D.«, erzählt Merz bei der Veranstaltung.
Alkohol in der Politik
Dass Merz offen über Alkoholkonsum redet, ist keine Selbstverständlichkeit. Das Thema kommt regelmäßig auf. Zuletzt warnte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen vor einem zu hohen Alkoholkonsum unter Politikern: »Ich erlebe eine gefährliche Kombination: Politik im Dauerstress, oft fern von Familie und Freunden – und gleichzeitig überall verfügbarer Alkohol. Das ist ein Nährboden für ungesunde Routinen. Und für Suchterkrankungen«, sagte Dahmen im Juli der »Bild «.
Karl Lauterbach schilderte Ähnliches in einem früheren Interview: »Ich selbst merke, wie groß die Versuchung ist, mehr Alkohol zu trinken, als mir guttut«, sagte er dem SPIEGEL im Jahr 2011.
Besonders tragisch war der Fall von Andreas Schockenhoff. Im Juli 2011 hatte der Unionsfraktionsvize für Schlagzeilen gesorgt, weil er beim Ausparken einen anderen Wagen gerammt hatte und die Polizei bei ihm 2,3 Promille Alkohol im Blut feststellte. Der CDU-Politiker räumte danach öffentlich ein, ein Alkoholproblem zu haben und unterzog sich daraufhin einer Therapie. 2014 starb Schockenhoff, offenbar in Folge eines Kreislaufkollaps bei einem Saunagang.