Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wurde in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet. Das Karlspreisdirektorium ehrte die CDU-Politikerin als »europäische Führungspersönlichkeit« und »starke Stimme Europas in der Welt«, hieß es in der Begründung.
In ihrer Dankesrede rief von der Leyen angesichts der Krisen in der Welt zum Aufbau eines »unabhängigen Europas« auf. Es sei »an der Zeit, dass Europa erneut aufsteht und das nächste große europäische Projekt verwirklicht«, sagte sie. »Die nächste große Ära, unser nächstes großes, einendes Projekt muss von einem unabhängigen Europa handeln.«
Die geopolitischen Spannungen seien »gewaltig«, sagte von der Leyen. »Was wir einst als internationale Ordnung für selbstverständlich hielten, hat sich innerhalb kürzester Zeit in internationale Unordnung verwandelt.« Die Welt sei »erneut geprägt von imperialem Machtstreben und imperialen Kriegen«.
Friedrich Merz und Spaniens König als Festredner
Bundeskanzler Friedrich Merz würdigte von der Leyen in seiner Festrede als Stimme Europas. »Du gibst Europa in der Welt eine Stimme, eine europäische Stimme«, sagte er an die Preisträgerin gerichtet.
Als Friedensprojekt nach innen sei Europa erfolgreich gewesen, sagte Merz in Anspielung auf vergangene Kriege in Europa. Nun müsse Europa zum Friedensprojekt auch nach außen werden.
»Dazu gehört unsere historische Aufgabe, Europa so stark zu machen, dass es den Frieden auf unserem Kontinent wiederherstellen und die Freiheit auf Dauer sichern kann«, sagte Merz. »Deutschland steht bereit, bei dieser Aufgabe in enger Abstimmung mit unseren europäischen Partnern und Nachbarn mit aller Entschlossenheit voranzugehen.«
Spaniens König Felipe VI. war ebenfalls als Redner zu Gast in Aachen. Er erteilte Forderungen nach einer Rückabwicklung der Europäischen Union eine Absage. Man müsse fehlgeleiteten Stimmen Paroli bieten, die argumentierten, dass die Europäer freier seien, wenn sie globale Herausforderungen allein angingen. Nichts aber könne weiter von der Wahrheit entfernt sein, sagte der Monarch in seiner Festrede.
Ohne EU wären die Europäer demnach machtlos den Launen anderer ausgesetzt. »Die internationale Lage – das ist meine feste Überzeugung – erfordert mehr Europa«, betonte Felipe.
Eine Million Euro Preisgeld
Der Internationale Karlspreis zu Aachen gilt als wichtigste Auszeichnung für Verdienste um die europäische Einigung. Der letzte Kommissionschef, der den Preis erhielt, war 1992 Jacques Delors, der als Vollender des europäischen Binnenmarkts und Wegbereiter des Euro gilt.
Das in diesem Jahr erstmals mit dem Karlspreis vergebene Preisgeld von einer Million Euro soll nach dem Willen der ausgezeichneten EU-Kommissionspräsidentin für Projekte zugunsten ukrainische Kinder verwendet werden. Über die Vergabe entscheiden die Preisträger und das Karlspreisdirektorium gemeinsam. Das Preisgeld hat ein Aachener Unternehmer-Ehepaar gestiftet.