Die Neubesetzung des Bahn-Vorstands ist umstritten. Kritik an den Personalentscheidungen von Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) kommt nun auch aus der SPD. »Ich glaube, das war für die Koalition als Ganzes nicht ganz so glücklich, wie das tatsächlich gelaufen ist«, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Dirk Wiese. Vor allem der geplante Wechsel an der Spitze der Netz-Tochter werfe Fragen auf.
Der Verkehrsminister hat Dirk Rompf als Leiter der InfraGo nominiert. Der bisherige Leiter Philipp Nagl soll abgelöst werden. Die Personalie sorgt jedoch für erheblichen Widerstand.
Rompf ist bei der Bahn kein Unbekannter: Er war Netz-Chef unter dem damaligen Konzernvorstand Ronald Pofalla. In dieser Zeit verfiel die Infrastruktur zunehmend, weil zu wenig Geld in den Erhalt investiert wurde. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) stellt sich gegen die Personalie. Sie wirft dem Manager vor, während seiner früheren Amtszeit bei der Bahn das Netz kaputtgespart zu haben. Nun bekommt die Gewerkschaft Zuspruch von SPD-Politiker Wiese.
Wiese sagte, er nehme die Kritik der EVG sehr ernst. Es sei »nicht ganz nachvollziehbar«, dass der bisherige Verantwortliche gehen müsse. Er habe über Nagl nur Positives gehört. Es gebe Fragezeichen, warum derjenige gehen solle, der innerhalb des Konzerns und der Belegschaft einen sehr guten Ruf genieße. »Da müssen noch ein paar Fragen beantwortet werden«, sagte Wiese. Eine bessere Abstimmung im Verkehrsministerium wäre sinnvoll gewesen.
Entscheidung fällt in den nächsten Wochen
Rompf muss vom Aufsichtsrat der DB InfraGo berufen werden, die Sitzung steht in den nächsten Wochen an. Die EVG rechnet sich gute Chancen aus, diese Berufung verhindern zu können. EVG-Chef Martin Burkert geht davon aus, dass für den Manager keine einfache Mehrheit zustande kommen wird, weil auch Vertreter der Arbeitgeberseite im Aufsichtsrat gegen ihn stimmen könnten.
Zuvor war die bisherige Regio-Chefin Evelyn Palla zur neuen Vorstandschefin im Konzern vom Aufsichtsrat ernannt worden. Sie wurde mit Wirkung zum 1. Oktober berufen, wie die DB am Dienstag mitteilte.
Bundesverkehrsminister Schnieder begrüßte die Bestätigung und erklärte, Palla sei eine »exzellente Wahl«. Er sei »davon überzeugt, dass sie die Bahn besser aufstellen und gut durch schwierige Zeiten führen wird«. Die Strategie des Verkehrsministers sorgt jedoch für Ärger. Nach SPIEGEL-Informationen fühlen sich andere Ministerien überrumpelt. (Mehr dazu lesen Sie hier. )