Was tun gegen Putins Kampfjets?

Nato berät über Umgang mit Russen-Jets

Nach dem Eindringen russischer Kampfjets in den Luftraum des Nato-Mitglieds Estland kommen in Brüssel die Nato-Botschafter im Nordatlantikrat zusammen. Estland hatte nach dem Vorfall Ende vergangener Woche, als drei Kampfjets der russischen Luftwaffe gut zwölf Minuten durch den estnischen Luftraum über der Ostsee flogen, Beratungen der Nato nach dem Artikel 4 des Bündnisses beantragt (mehr dazu hier ). Dabei geht es, anders als beim Artikel 5, nicht um einen militärischen Beistand des Bündnisses, sondern um Konsultationen, also eine Art Lagebesprechung der Alliierten.

Erwartet wird, dass Estland, das sich schon wegen der räumlichen Nähe von Russland bedroht fühlt, den Vorfall noch mal detailliert schildert. Beschlüsse allerdings sind nicht zu erwarten. Vermutlich wird das Bündnis das Manöver der Russen wie in der Vergangenheit als rücksichtslos verurteilen.

Führende westliche Militärs warnten in den vergangenen Tagen vor zu großer Aufregung wegen der russischen Luftraumverletzungen. Rein militärisch sei das Bündnis natürlich in der Lage, sich gegen solche Eindringlinge zu verteidigen, sagten sie meinem Kollegen Matthias Gebauer aus unserem Hauptstadtbüro. Dies sei aber nur bei einer erkennbar feindlichen Intention angezeigt und nicht bei einer sorgsam dosierten Provokation durch den russischen Präsidenten.

Da haben die Nato-Oberen sicherlich recht. Denn: Wer sich auf Putins Spielchen einlässt, hat schon verloren.

Lesen Sie dazu hier den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel

  • Kühl bleiben, nicht provozieren lassen: Russland verletzt den Luftraum der Nato und fordert das Bündnis heraus. Erste Unionspolitiker fordern den Abschuss von Kampfjets. Doch das Bündnis sollte seinen besonnenen Kurs beibehalten. 

Trump spricht vor der Uno

Die Vereinten Nationen sind nicht gerade Donald Trumps Lieblingsverein. Der Multilateralismus, also die Idee, dass Staaten für eine bessere Welt fair zusammenarbeiten, ist ihm fremd. In seiner Vorstellung ist die Welt ein Dschungel, es gilt das Recht des Stärkeren. Also seins.

Deshalb darf man gespannt sein, was Trump der Weltgemeinschaft heute bei seiner Rede vor der Uno-Generalversammlung vortragen wird. In seiner ersten Amtszeit nutzte Trump einen ähnlichen Auftritt, um vor allem über seine eigenen vermeintlichen Erfolge im In- und Ausland zu sprechen. Das Eigenlob war teilweise so bizarr, dass es von einigen Anwesenden im Saal damals mit Gelächter quittiert wurde.

Mit einer ähnlichen Prahlrede ist auch diesmal zu rechnen. Zugleich ist zu erwarten, dass Trump über die Uno und andere internationale Organisationen herziehen wird. Auch eine Prise Vorgänger-Bashing (Joe Biden, Barack Obama) ist sicherlich möglich. Schließlich sind die aus Trumps Sicht für alle Probleme verantwortlich, um die er sich nun kümmern muss.

Am Rande der Generalversammlung will sich Trump wohl auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen. Dabei geht es einmal mehr um einen möglichen Friedensschluss mit Russland, den Trump eigentlich innerhalb von 24 Stunden nach seinem Amtsantritt herbeiführen wollte. Bislang ohne Erfolg. Ein Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz steht für Trump nicht auf dem Programm; der Kanzler ist bekanntlich nicht nach New York gereist. Er möchte sich in dieser Woche wohl ausnahmsweise mehr um die Innenpolitik kümmern (mehr dazu hier ).

  • Mehr Hintergründe: Die Welt kommt in New York zusammen, aber der Kanzler fehlt 

Klingbeils Schuldenberg

Wenn Sie heute das Gefühl haben sollten, Sie erleben in der deutschen Politik ein Déjà-vu, dann liegen Sie richtig: Wie bereits am vergangenen Dienstag wird Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) auch heute wieder im Parlament über den Bundeshaushalt sprechen. Vergangene Woche ging es um die Kassenlage für das laufende Jahr 2025.

Heute ist der Haushalt für das kommende Jahr an der Reihe. Der Doppelschlag hat mit dem Auseinanderbrechen der Ampelkoalition zu tun: Weil sich die Koalitionäre damals nicht auf den Haushalt 2025 verständigen konnten, muss der neue Kassenwart Klingbeil nun gleich zweimal hintereinander ran.

Vermutlich wird sich der Finanzminister vor allem selbst loben, schließlich kann er dank der Lockerung der Schuldenbremse reichlich Geld ausgeben. Die Koalition plant Milliardeninvestitionen auf Pump in die Infrastruktur und in die Verteidigung (mehr dazu lesen Sie hier). Indes: Viele Ideen, wo gespart werden könnte, hat Klingbeil bislang nicht vorgelegt. So ist derzeit das Einzige, was in Deutschland garantiert wächst, der Schuldenberg.

  • Mehr Hintergründe hier: Die Zinsexplosion 

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Gewinner des Tages…

...ist der US-amerikanische Comedian Jimmy Kimmel. Nachdem der Sender ABC seine TV-Sendung in der vergangenen Woche offenbar auch auf Druck der Trump-Regierung ausgesetzt hatte, soll Kimmel wieder auf den Bildschirm zurückkehren. Das erklärte der Mutterkonzern von ABC, die Walt Disney Company.

Es ist eine interessante Wendung in einem großen Drama: Die Absetzung der Kimmel-Show hatte in den USA, aber auch weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Die Empörung über die Entscheidung war riesig. Nun haben sich die Oberen bei Disney um CEO Bob Iger offenbar entschieden, für Kimmel und damit für die Meinungsfreiheit in den USA zu kämpfen. Sie bieten damit Trump und seiner Regierung die Stirn. Kimmels erste Show nach der zwischenzeitlichen Absetzung ist für heute Abend geplant. Gut so.

  • Jimmy Kimmel kehrt mit Late-Night-Show zurück

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Trump zieht Verbindung zwischen Paracetamol und Autismus – ohne Belege: Paracetamol ist eines der verbreitetsten Schmerzmittel überhaupt. Nun kommt aus dem Weißen Haus eine Warnung wegen angeblicher Autismus-Risiken. Donald Trumps Analyse: Das Mittel sei für Schwangere »nicht gut«.

  • Ausladung von Michel Friedman sorgt für deutliche Kritik: Anlässlich des Gedenkens an Hannah Arendt sollte der jüdische Publizist Michel Friedman im kommenden Jahr im Literaturhaus der Stadt Klütz sprechen. Nun wurde er ausgeladen. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Angaben.

  • Deutsche Urlauberin nach heftigem Unwetter in Italien vermisst: Im Norden Italiens sind nach schweren Regenfällen mehrere Flüsse über die Ufer getreten. Auf einem Campingplatz wurde eine Touristin aus Deutschland von einer Flutwelle mitgerissen. Eine stundenlange Suche blieb bisher erfolglos.

Heute bei SPIEGEL Extra: Richtig fit – wie Sie Kraft- und Ausdauertraining sinnvoll kombinieren

Erst ins Gym und dann Ausdauersport? Und was ist wichtiger? Der Sportwissenschaftler und Kanutrainer Manuel Matzka gibt Tipps und erklärt, warum Läufer und Läuferinnen oft falsche Übungen wählen .

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Roland Nelles, Leiter des SPIEGEL-Hauptstadtbüros

Russischer Kampfjet über der Ostsee

Foto:

FORSVARSMAKTEN / AFP

US-Präsident Donald Trump

Foto: Brian Snyder / REUTERS

Finanzminister Lars Klingbeil

Foto: Clemens Bilan / EPA

Jimmy Kimmel in Los Angeles

Foto: Christopher Willard / Disney / Getty Images
Foto:

Alexander Coggin / Connected Archives

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