Verbandsvorstand Christian Hansmann sieht die Teilnahme der erst zwölf Jahre alten Chinesin Yu Zidi an der Schwimm-WM sehr kritisch. »Ich finde das bedenklich«, sagte der Vorstand Leistungssport des Deutschen Schwimm-Verbands in Singapur, wo die Weltmeisterschaften derzeit ausgetragen werden.
»Es gibt Regeln, die eigentlich für alle gelten sollten. Wenn man hier eine leistungsbezogene Ausnahme macht, halte ich das für keine gute Idee. Erst mal sportlich nicht, aber auch zum Schutz der Jugendlichen – Kinder muss man ja sagen mit zwölf Jahren.«
Yu hatte am Montag im Finale über 200 Meter Lagen den vierten Platz belegt und die Bronzemedaille nur um sechs Hundertstelsekunden verpasst. Wegen ihres Alters und ihrer dafür enormen Schnelligkeit im Wasser erfährt sie bei der WM derzeit große Aufmerksamkeit. Eigentlich sind erst Athletinnen und Athleten zugelassen, die im Jahr der Titelkämpfe noch 14 Jahre alt werden. Yu erhielt jedoch eine Sondererlaubnis.
»Ein bisschen nervös, aber glücklich über das Ergebnis« sei sie gewesen, sagte Yu danach. Die Schülerin geht in Singapur noch über 200 Meter Schmetterling und 400 Meter Lagen an den Start. Sie könnte zur jüngsten Medaillengewinnerin bei einem großen Schwimmwettbewerb seit 1936 werden. Bei jenen Olympischen Spielen in Berlin gewann die Dänin Inge Sørensen Bronze über 200 Meter Brust. Sie war zwölf Jahre alt.
»Das halte ich für viel zu früh«
»Es gibt eine Junioren-Weltmeisterschaft, es gibt Asia Games. Das sind Wettkämpfe, die man in jungen Jahren mit 14, 15 bestreiten kann«, sagte DSV-Chef Hansmann nun über Yu. »Ich habe selbst Kinder, die sind zwölf. Da ist ein Altersunterschied zu 14 schon da, auch bei der mentalen Entwicklung.«
Hansmann ergänzte: »Wenn man ein Mädchen mit zwölf hier vor eine WM-Kulisse setzt mit 4000, 5000 Zuschauern, mit hohem Druck der Medien und der Trainer, halte ich das für viel zu früh.«
Yu über 200 Meter Lagen: 0,06 Sekunden fehlten zu Bronze
Foto: Xue Yuge / Xinhua / IMAGO