Donald Trump ist bekannt dafür, dass er seine Meinung in Windeseile ändern kann. Zuletzt wetterte er heftig über den Chef des Chipkonzerns Intel. Dann traf man sich persönlich. Und nun herrscht nicht nur ein anderer Ton, sondern es könnte sich auch ein Geschäft anbahnen.
Die Aktie des kriselnden Unternehmens ist nach einem Bericht über einen möglichen Einstieg der US-Regierung um mehr als sieben Prozent hochgesprungen. Der Finanzdienst Bloomberg schrieb, die Regierung Trump spreche mit dem Unternehmen über eine Beteiligung.
Der Schritt solle die Bemühungen von Intel unterstützen, die US-Produktion auszuweiten. Es geht unter anderem um die geplante Fertigung von Intel im Bundesstaat Ohio.
Die Idee sei ein Ergebnis des Treffens zwischen Trump und Intel-Chef Lip-Bu Tan in dieser Woche, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Die Regierung würde dabei für den Anteil bezahlen, wobei Details noch festgelegt werden müssten. Die Planungen seien weiter in Bewegung.
Intel äußerte sich auf Bloomberg-Anfrage nicht konkret zu den möglichen Plänen. Aus dem Weißen Haus hieß es in einer Stellungnahme beim Sender CNBC, ohne eine offizielle Ankündigung müsse man Berichte über solche »hypothetischen Deals« als Spekulation betrachten.
Trump hatte zuvor den sofortigen Rücktritt des Intel-Chefs gefordert – nachdem ein amerikanischer Senator dem Chipmanager zu große Nähe zu China vorwarf. Tan habe »massive Interessenkonflikte und muss sofort abtreten. Es gibt keine andere Lösung«, hatte Trump am Donnerstag vergangener Woche in seinem Onlinedienst Truth Social erklärt. Auf das persönliche Treffen folgte dann der komplette Richtungswechsel.
Im KI-Geschäft nur hintendran
Intel hatte den 65-Jährigen erst im März nach monatelanger Suche auf den Chefposten gehoben. Nach dem Treffen im Weißen Haus kündigte Trump dann an, Tan werde Zeit mit Regierungsmitgliedern verbringen und ihm kommende Woche Vorschläge präsentieren. Worum genau es dabei gehen soll, ließ Trump offen.
Intel dominierte einst den Halbleitermarkt, kämpft aber seit Jahren mit Problemen. Vor allem im Geschäft mit Chips für künstliche Intelligenz eroberte der Grafikkarten-Spezialist Nvidia eine Spitzenposition. Zudem steht Intel auch stärker unter Druck im angestammten Geschäft mit PC-Prozessoren und Chips für Rechenzentren.
Unter Trump bekam die US-Regierung bereits eine »goldene Aktie« bei der Übernahme des amerikanischen Stahlkonzerns US Steel durch den japanischen Rivalen Nippon Steel. »Goldene Aktie« umschreibt Sonder- oder Vetorechte für einen bestimmten Aktionär. Im Fall von US Steel ist die Zustimmung des amerikanischen Präsidenten unter anderem für die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus den USA, Werksschließungen oder große Übernahmen im Land notwendig.
Lip-Bu Tan (im April)
Foto: Laure Andrillon / REUTERS