Als der Vesuv vor rund 2000 Jahren ausbrach, regnete es binnen kurzer Zeit Asche und Vulkangestein, die Stadt wurde unter einer Schicht aus drei Metern begraben. Im Freien gab es keine Überlebenschance, in ihren Häusern wurden Menschen eingeschlossen, verschüttet oder sie erstickten, als giftige Gase die Stadt erreichten.
Archäologen haben nun die Überreste von vier dieser Menschen ausgegraben, die gemeinsam in einem Haus in Pompeji Schutz gesucht hatten. In ihrer Studie dokumentieren die Wissenschaftler die Bemühungen der vier Personen, den Ausbruch des Vesuvs zu überleben. Demnach flüchteten sich die Bewohner des »Hauses der Helle und des Phrixos« ins Schlafzimmer, als die Katastrophe herannahte. Mit einem senkrecht gestellten Bett versuchten sie, die Tür zu blockieren, als Vulkangestein vom Himmel fiel.
Das Haus hatte allerdings – wie bei vielen antiken römischen Häusern üblich – in der Mitte einen nur teilweise überdachten Raum. So sollte die Belüftung sichergestellt und Regenwasser gesammelt werden. Dieser offene Raum füllte sich am Tag des Vulkanausbruchs laut den Archäologen besonders schnell mit Vulkangestein.
Bei den gefundenen Skelettresten handelt es sich laut der Studie wahrscheinlich um Mitglieder derselben Familie, unter den Toten befand sich auch ein Kleinkind. Die Archäologen können aber nicht sagen, ob die Menschen in dem Haus lebten oder einfach nur Zuflucht suchten. Die Forscher glauben, dass die Menschen einen letzten Fluchtversuch unternahmen und den kleinen Raum verließen, in dem sie sich verbarrikadiert hatten. Sie schafften es demnach nur bis zum Speisesaal, wo ihre Überreste gefunden wurden.
»Die Familie starb wahrscheinlich, als der sogenannte pyroklastische Strom, eine Lawine aus heißer Asche und giftigen Gasen, ankam und Teile des Gebäudes einstürzten«, sagte der Autor der Studie, Gabriel Zuchtriegel. Die meisten Menschen in Pompeji »hatten keine Ahnung, was passierte«, sagte Zuchtriegel. »Viele dachten, das Ende der Welt sei gekommen.«
Das Haus wurde schließlich von heißer Asche begraben, die sich über Jahre hinweg verfestigte. Dadurch entstand ein Abdruck, den die Archäologen nun mit Gips auffüllten, um Teile des Hauses zu rekonstruieren. Durch die Technik ist es demnach auch möglich, zu zeigen, wie Alltagsgegenstände aus Holz, Textilien und Leder in ihrer Umgebung platziert waren.
Pompeji ist durch die Vulkanasche ungewöhnlich gut konserviert. Seit 1997 gehören die archäologischen Reste zum Unesco-Weltkulturerbe. Archäologen gehen davon aus, dass bei dem Vulkanausbruch 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von Pompeji starben. Von der 22 Hektar großen archäologischen Stätte ist etwa ein Drittel immer noch unter Vulkanasche begraben. Die Ausgrabungsstätte nahe Neapel gehört zu den beliebtesten Touristenzielen in Italien.
Bilder aus dem Haus
Foto: Archäologischer Park Pompeji