Der Bundestagsvizepräsident der Linken, Bodo Ramelow, ist irritiert über die Kritik an seinem Vorschlag für eine neue deutsche Nationalhymne und Abstimmung über die Farben der Bundesflagge. »Es gibt einen Grund, weswegen wir Schwarz-Rot-Gold haben, und es lohnt sich, Schwarz-Rot-Gold zu verteidigen«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es seien die Farben der Freiheit. Die Nationalhymne singe er voller Überzeugung.
Ramelow hatte in der »Rheinischen Post« vorgeschlagen, die »Kinderhymne« von Bertolt Brecht zur Nationalhymne zu machen. Außerdem schlug er vor, im Bundestag über die Nationalfarben Schwarz, Rot und Gold abzustimmen. Er begründete seinen Vorstoß damit, dass viele Menschen Unbehagen bei diesen nationalen Symbolen empfänden. Viele Ostdeutsche würden »die Nationalhymne aus vielerlei Gründen nicht mitsingen«. Zudem gebe es ein »Fremdeln« mit der schwarz-rot-goldenen Flagge.
CDU-Politiker sprechen von »Kulturkampf«
Für den Vorschlag erntete Ramelow scharfe Kritik. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann warf dem Linkenpolitiker in der »Rheinischen Post« vor, einen »Kulturkampf« anzuzetteln. »Unsere Flagge und unsere Hymne stehen für unsere Demokratie, unsere Grundrechte und unseren Rechtsstaat«, sagte Linnemann. »Wer damit fremdelt, hat ein Problem mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unseres Landes.«
Auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (beide CDU) sprachen sich im Berliner »Tages« gegen Ramelows Vorstoß aus. Von einer »Symboldebatte« sprach ebenfalls im »Tages« die Grünenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt.
Die AfD kritisierte Ramelows Vorstoß als »realitätsfern und skurril«. Dies sei »überflüssiges Sommerlochgerede«, erklärte AfD-Vizechef Stephan Brandner. Der AfD-Politiker Götz Frömming sprach von einem »Frontalangriff auf das Herz unserer nationalen Identität«.
Die deutsche Hymne »Einigkeit und Recht und Freiheit« wurde von Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfasst, die Melodie stammt von Joseph Haydn. Sie wurde in der Weimarer Republik erstmals zur Nationalhymne. Seit 1952 ist die dritte Strophe des Liedes Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland.
Die Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold stehen seit dem 19. Jahrhundert für ein freiheitliches Deutschland. Im Revolutionsjahr 1848 bestimmte die Frankfurter Nationalversammlung Schwarz-Rot-Gold zur Flagge des damaligen Deutschen Bundes.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann
Foto: Michael Kappeler / dpa