1. Mit brutaler Härte setzt Trump US-amerikanische Interessen durch
Der Präsident der USA hat den chinesischen Präsidenten Xi Jinping getroffen – und jubelte heute auf dem Rückflug vom Gipfeltreffen in Asien über eine Einigung, die seinem Land den Zugang zu seltenen Erden sichert. Chinas Regierung hatte Anfang Oktober eine drastische Verschärfung der Exportbeschränkungen bei seltenen Erden, Batteriematerialien und dazugehörigen Technologien angekündigt. Es sind Rohstoffe, von denen weite Teile der Industrie in den USA, aber auch in Europa teils vollständig abhängig sind.
Meine Kollegen Markus Becker und Benedikt Müller-Arnold berichten heute, dass die Europäer und also auch die Deutschen das Wettrennen um neue Rohstoffquellen auf spektakuläre Weise gegen die USA zu verlieren drohen (hier dazu mehr ).
»In der EU galt bislang die Devise: Solange die Rohstoffe aus China einigermaßen bezahlbar oder gar billiger sind als anderswo, zählen Werte weniger als Geld. Man kauft ein, wo es am billigsten ist. Und das ist fast immer China«, heißt es in ihrem Text. »Zögerlichkeit ist seit Jahrzehnten symptomatisch für die Art der Europäer, mit ihrer Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen aus China umzugehen.«
Seit seinem erneuten Einzug ins Weiße Haus erpresse, bedrohe und locke Donald Trump andere Länder, die USA mit Rohstoffen zu beliefern. In Brüssel will EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen nun immerhin im Rahmen ihres sogenannten »Global Gateway«-Programms weltweit in Projekte investieren, von denen Europa am Ende profitieren soll. Da nicht jedes Erkundungsvorhaben seltener Erden wirtschaftlichen Erfolg verspricht, läuft dieser Ansatz praktisch darauf hinaus, die Erschließung neuer Rohstoffquellen in aller Welt mit hiesigem Staatsgeld zu subventionieren.
Ein neues Zentrum, das die gemeinsame Beschaffung und Lagerhaltung kritischer Rohstoffe in der EU koordinieren soll, soll nicht wie ursprünglich geplant Ende 2026 kommen, sondern schon im zweiten Quartal 2026. »Für EU-Verhältnisse wäre das blitzschnell«, schreiben meine Kollegen. »Für Trump-Verhältnisse nicht.«
Lesen Sie hier den ganzen Bericht: Wie Trump die Europäer im Rohstoffrennen abhängt
2. Unterm Strich verursachen Elektroautos deutlich weniger CO₂-Ausstoß
Wissenschaftler haben den Emissionsausstoß bei batterieelektrischen Fahrzeugen und Benzinern verglichen – in den USA, wo derzeit Politiker an der Macht sind, die sich um die Rücksicht auf Klima und Luftqualität eher wenig scheren. Das Ergebnis der Studie: In den ersten beiden Jahren verursachen Elektroautos mehr CO₂-Ausstoß als Verbrenner, langfristig sind sie aber deutlich klimafreundlicher (hier mehr dazu). Zu diesem Ergebnis, über das ich mich freue, kommt eine neue Studie von Forschenden der Duke University in den USA, die gerade veröffentlicht wurde.
Das Forscherteam untersuchte die CO₂- und Luftschadstoffemissionen verschiedener Fahrzeugtypen bis zum Jahr 2050. Dabei flossen sowohl die Emissionen aus der Kraftstoffproduktion und dem Betrieb als auch jene aus Batterieherstellung und Fahrzeugmontage ein.
Der Grund dafür, dass Elektroautos in den ersten beiden Jahren ihrer Nutzung rund 30 Prozent mehr CO₂ ausstoßen als Verbrenner, ist der energieintensive Abbau von Lithium und die Produktion der Batterien. Ab dem dritten Jahr sind die kumulierten Emissionen von E-Autos niedriger als die der fossilen Alternativen. Volkswirtschaftlich gesehen seien die umweltbedingten Kosten durch Abgase und Treibhausgase bei Benzinern über die gesamte Nutzungsdauer der Fahrzeuge übrigens zwei- bis dreieinhalbmal so hoch wie bei E-Autos.
»Hartnäckig hält sich das Gerücht, E-Autos seien gar nicht so gut fürs Klima«, sagt mein Kollege Arvid Haitsch. »Und es stimmt: Ein unschädliches Auto gibt es nicht.« Vor allem beim Bau der Akkus und dem Schürfen der dafür nötigen Rohstoffe werde viel CO₂ freigesetzt. »Vielen ist aber nicht bewusst, dass diese Produktion im Vergleich zum Betrieb eines Verbrenner-Pkw kaum ins Gewicht fällt. Und je grüner der Strom wird, umso schneller ist der Startnachteil ausgeglichen.«
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Elektroautos schlagen Verbrenner deutlich im Klimavergleich – sogar in den USA
3. Die Rechtspopulisten in den Niederlanden sind nicht entzaubert
Das Wahlergebnis steht fest, der Rechtspopulist Geert Wilders hat bei den Wahlen in den Niederlanden Stimmen verloren (hier mehr ). »Ein Mann, dem demokratische Regeln herzlich egal sind, wird nicht an einer demokratischen Regierung beteiligt. Das sollte kein Grund zum Aufatmen sein, das sollte normal sein«, schreibt meine Kollegin Nadia Pantel in ihrer Analyse der Wahlentscheidung in Deutschlands Nachbarland.
Wilders Partei für die Freiheit (PVV) kommt offenbar nur noch auf 26 der 150 Sitze im Parlament. Bei der vergangenen Wahl waren es noch 37 Sitze. Allerdings haben andere rechte Parteien hinzugewonnen. »Ein Drittel des niederländischen Parlaments besteht aus Abgeordneten, die sich weit rechts von der Mitte einsortieren«, so meine Kollegin. »Der Rechtspopulismus geht aus dieser Wahl stark und stabil hervor.«
In den Niederlanden beginnt nun eine wochen- bis monatelange Findungsphase, an deren Ende vermutlich eine Mitte-Koalition wohl ohne Wilders regieren wird. Wer rechte Populisten mit in die Regierung hole, werde von rechten Populisten regiert, schreibt Nadia über die Erfahrungen im Nachbarland. »Darin liegt auch eine Lehre für Deutschland: Die Brandmauer ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern bleibt notwendig, um die Demokratie vor ihren Feinden zu schützen.«
Lesen Sie hier den ganzen Kommentar: Nein, Geert Wilders und die Rechte in den Niederlanden sind nicht entzaubert
Was heute sonst noch wichtig ist
Medizinischer Dienst meldet Tausende Behandlungsfehler: Ärzten passieren Fehler. Und diese Fehler können zu gesundheitlichen Schäden führen – vergangenes Jahr in etwa 2800 Fällen. Experten vermuten eine noch viel höhere Dunkelziffer und sprechen sich für eine Meldepflicht aus.
Erdoğan empfängt Merz mit militärischen Ehren – keine Gespräche mit Opposition: In Ankara will Kanzler Merz das zuletzt schwierige Verhältnis zur Türkei kitten. Auf eine Kranzniederlegung folgten Gespräche mit Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Zum Dialog mit dessen Gegnern kommt es jedoch nicht.
Inflation sinkt im Oktober auf 2,3 Prozent: Der Anstieg der Preise in Deutschland hat wieder etwas an Tempo verloren. Die Inflationsrate lag im Oktober um 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Der Leitzins der EZB bleibt unverändert.
Meine Lieblingsgeschichte heute: »Bitte spielt gegen uns« – Spott für die Krisenfußballer des FC Liverpool
Der englische Fußballmeister FC Liverpool hat viele tolle und stolze Spieler, aber im Augenblick läuft es nicht. Nach der sechsten Niederlage im siebten Spiel wird über den Rauswurf des Trainers Arne Slot spekuliert. Der einst legendäre Klub-Spieler Jamie Carragher analysiert messerscharf, Liverpool befinde sich im »Krisenmodus«.
Und auch Spott bleibt nicht aus: »Bitte spielt gegen uns«, postete ein reichweitenstarker Fanaccount der Nationalmannschaft von San Marino auf der Plattform X. Das Land ist Letzter der Fifa-Weltrangliste. Der derzeit lautstark kritisierte Trainer Slot verkündet derweil berufstypischen Pseudotiefsinn: »Es gibt viele Gründe, weshalb wir sechs von sieben Spielen verloren haben. Aber keiner ist gut genug.«
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: »Bitte spielt gegen uns« – jetzt wird Liverpool sogar von San-Marino-Fans verspottet
Was heute weniger wichtig ist
Computertücke und Tüchtigkeit: Emma Thompson, 66, Drehbuchautorin und Schauspielerin, hat von den üblen Folgen einer Computerpanne berichtet. Mit der Arbeit am Manuskript für die Jane-Austen-Verfilmung »Sinn und Sinnlichkeit«, für das sie 1996 den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch gewann, sei sie praktisch fertig gewesen, als sie sich kurz von ihrem Computer entfernte, berichtete Thompson in einer Talkshow. »Als ich aus dem Badezimmer zurückkam, stellte ich fest, dass das gesamte Drehbuch in Hieroglyphen verwandelt worden war.« Auch die Hilfe von Fachleuten habe wenig gebracht. »Ich musste es neu schreiben«, sagte Thompson, der Computer habe sich das Drehbuch einfach genommen – »als hätte er es absichtlich getan«.
Mini-Hohl
Der »Nordkurier« über russische Besucher in Finnland: »Rund 1,2 Tagestouristen kamen so jährlich ins Land und haben Hunderte Millionen Euro dagelassen.«
Hier finden Sie den ganzen Hohl.
Cartoon des Tages
Und heute Abend?
Könnten Sie sich mal wieder oder zum allerersten Mal den Film »Der Club der toten Dichter« aus dem Jahr 1989 ansehen. In dem spielt der tolle Schauspieler Robin Williams den Lehrer John Keating, der seinem von Ethan Hawke verkörperten Lieblingsschüler und anderen jungen Leuten die Kraft von Poesie und Kultur beibringt.
Über die Dreharbeiten mit dem Regisseur Peter Weir und dem 2014 gestorbenen Williams hat Hawke gerade geplaudert: »Robin Williams hielt sich nicht ans Drehbuch«, sagte Hawke. »Wenn er eine Idee hatte, hat er sie einfach umgesetzt. Er hat nicht um Erlaubnis gefragt.« Dem Regisseur Weir habe das meist gefallen: »Solange wir immer noch die gleichen Ziele erreichten, die im Drehbuch standen.«
Einen schönen Abend. Herzlich
Ihr Wolfgang Höbel, Autor im Kulturressort
Seltene-Erde-Mine in China
Foto: Dycj / dpa / picture allianceElektroautos an einer Ladestation in London
Foto:Neil Hall / EPA
PVV-Politiker Wilders
Foto:Peter Dejong / AP
Liverpool-Trainer Arne Slot
Foto:Jon Super / AP
Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.
Klaus Stuttmann
Robin Williams (M.) mit dem Cast des Films »Der Club der toten Dichter«
Foto: Buena Vista Pictures / Everett Collection / IMAGO